Ist Mehl ohne Nährwertangabe von minderer Qualität?
Veronika hat sich mit einer interessanten Frage bei mir gemeldet. Sie schreibt: „Auf den Mehltüten vom Biomehl von DM oder von Mehl aus dem Raiffeisen Markt, von diversen Mühlen, werden in der Zusammensetzung unter anderem Ballaststoffe und verschiedene Vitamine aufgeführt. Bei “preiswerterem ” Mehl fehlen diese beiden Posten.
Zeigt das mindere Qualität? Diamant führt noch zugesetzte Vitamine auf aber
keine Ballaststoffe, die doch eigentlich grundsätzlich enthalten sein müssten?“
Wie muss Mehl gekennzeichnet werden?
Liebe Veronika,
die Deklarierung von Inhaltsstoffen von Lebensmitteln ist in der europaweiten Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV, Verordnung (EU) Nr. 1169/2011) geregelt. Sie gilt seit Dezember 2014. Der Verband deutscher Mühlen schreibt auf seine Webseite dazu:
„Die genaue Bezeichnung des Lebensmittels, alle Zutaten und Verarbeitungshilfsstoffe, die Nettofüllmenge, das Mindesthaltbarkeitsdatum sowie Stoffe, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen können, müssen auf den Etiketten von Lebensmitteln und somit auch auf den handelsüblichen 1-kg-Mehlpackungen aufgeführt sein.“
Nährwertangaben auf Mehl sind keine Pflicht
Seit Dezember 2016 müssen auf verpackten Lebensmitteln auch Angaben zu Nährwerten stehen. Sieben Angaben sind Pflicht: der Energiegehalt und die Gehalte an Fett, gesättigten Fettsäuren, Kohlenhydraten, Zucker, Eiweiß und Salz.
Diese Pflichtangaben dürfen durch bestimmte freiwillige Angaben, wie den Ballaststoffgehalt oder den Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen, ergänzt werden. Bei den meisten verpackten Lebensmitteln ist die Kennzeichnung Pflicht, aber es gibt Ausnahmen. Die Nährwertdeklaration kann bei Produkten, die nur aus einer Zutat bestehen (Monoprodukte), entfallen. Der Verband deutscher Mühlen dazu: „Dies trifft z.B. für Mahlerzeugnisse wie Mehl, Dunst und Grieß zu.“
Health Claims und Nährwertangaben
Wirbt ein verpacktes Monoprodukt allerdings mit nährwert- oder gesundheitsbezogenen Angaben (Health Claims), wie „besonders wertvoll“, „enthält viel Ballaststoffe“, „reich an Vitaminen“ oder „steckt voller Mineralien“, wird die Nährwertkennzeichnung auch hier verpflichtend. Zusammengefasst: Mehle müssen keine Angaben darüber machen, wie viele Mineralstoffe oder Vitamine sie enthalten, es sei denn, sie werben damit auf der Verpackung. Sie können diese Angaben aber freiwillig liefern, als Service für die Kunden oder als Marketingstrategie. Über die Qualität des Produkts im Vergleich zu nicht deklarierten Produkten, sagt das nichts aus.
Mineralstoffgehalt von Mehl erkennen
Allerdings lässt sich doch ziemlich simpel herausfinden, welche Mehle vitamin- und mineralstoffreicher und somit gesünder sind als andere. Nämlich mit den sogenannten Mehltypen. Diese stehen auf fast allen Mehlpackungen drauf: 405, 550, 1050 etc. Diese Werte geben an, wie hoch der Mahlgrad des Mehls ist – und entsprechen dem Mineralstoffgehalt des Mehls. So enthält Mehl-Type 405 genau 405 Milligramm Mineralstoffe auf 100 Gramm Mehl. Stiftung Ökotest schreibt dazu: „Der Rest besteht vorwiegend aus Stärke – schließlich handelt es sich immer noch um gemahlenes Getreide –, aber auch aus Vitaminen, Eiweiß und Fetten. Je höher die Mehl-Type, desto mehr Mineralstoffe wie Magnesium, Zink und Eisen stecken im Mehl.“
Am meisten Vitamine und Mineralstoffe stecken natürlich in Vollkornmehl, weil es alle Bestandteile des Mehlkorns – Mehlkörper, Keimling und Schale – enthält. Eine Typenbezeichnung trägt es aber nicht, da der Mineralstoffgehalt je nach Ernte schwankt.
Eure Yvonne
📷 Foto von Klaus Nielsen auf pexels
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