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Fragen von Zuschauer:innen – Teil 121

Hat sich der Geschmack von Butter verändert? Auf (fast) alle Fragen rund um den Haushalt hat Hauswirtschaftsmeisterin und TV-Moderatorin Yvonne Willicks eine Antwort.

Yvonne Willicks

Hat sich der Geschmack von Butter verändert?

Karl aus der Nähe von Heilbronn hat mir geschrieben. Ihm ist aufgefallen, dass sich der Buttergeschmack in letzter Zeit verändert hat. Er schreibt: „Den Zeitpunkt der Änderung würde ich im Rückblick auf ca. April, Mai 2023 datieren. Es hat sich seither nicht mehr geändert. Im Gegenteil, heute habe ich eine neue Packung gekauft. Auch hier derselbe unangenehme Geschmack. Dieser Geschmack ist inzwischen auch beim Bäcker/Konditor bei mit Butter hergestellten Gebäck/Kuchen unangenehm bemerkbar.“ Er hat inzwischen etliche Marken getestet und stellt bei allen einen unangenehmen Geschmack fest. Er schreibt weiter: „Über den genannten Zeitraum hat sich bei vielen Herstellern irgendetwas grundsätzliches in der Herstellungsweise oder in den Zutaten geändert. Nur was und warum bei so vielen Herstellern? Vielleicht können Sie etwas Licht ins Dunkel bringen.“

Wieso schmeckt Butter so anders?

Lieber Karl,

zu dem gleichen Thema habe ich vor rund einem Jahr schon einmal eine Zuschrift erhalten und hier an dieser Stelle bereits dazu was geschrieben. Den Beitrag findet Ihr hier.

Zum damaligen Zeitpunkt (Mai 2023) war die Zuschrift der einzige Hinweis auf einen veränderten Buttergeschmack. Weder bei meinen Recherchen oder Dreharbeiten bei Experten oder Herstellern noch im Netz war mir das Thema bislang aufgefallen und auch bei den einschlägigen Foren habe ich dazu nichts Aktuelles finden können. Deswegen hat mich Deine Zuschrift stutzig gemacht und ich habe noch mal weiterrecherchiert, auch weil wir uns in der WDR-Servicezeit im vergangenen Jahr intensiv mit Butter beschäftigt haben. Bei der neuerlichen Recherche bin ich auf zwei aktuelle Butter-Tests gestoßen.

Stiftung Warentest hat dreißig Buttersorten getestet – Geschmack entscheidend

Ende 2023 hat die Stiftung Warentest verschiedene Buttersorten unter die Lupe genommen. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Sensorik, also dem Aussehen, der Textur, dem Geruch, dem Geschmack und dem Mund­gefühl der Butter. Die Geschmackstester waren fünf sensorisch geschulte Prüf­personen, die anonymisierte Proben unter gleichen Bedingungen verkosteten. Dazu prüfte eine weitere qualifizierte Prüfgruppe aus drei Prüf­personen jede anonymisierte Butter auf dieselben Eigenschaften. Insgesamt haben also acht geschulte Tester die Butterproben gekostet. Mit 40% floss der Sensorik-Test in das Endergebnis mit ein. Von den insgesamt dreißig getesteten Sorten (mildgesäuerte Butter und Süßrahmbutter) wurden am Ende 24 Produkte mit empfehlenswert bewertet und schneiden mit der Note “gut” ab.

Den Stiftung Warentest-Test könnt Ihr hier nachlesen.

Ökotest prüft Schadstoffe in Butter

Auch Ökotest hat einen Buttertest durchgeführt, dabei lag der Schwerpunkt der Untersuchung auf der Belastung durch Schadstoffe. Das erschreckende Ergebnis: 17 von zwanzig Butter-Marken schnitten mit “mangelhaft” oder “ungenügend” ab. Nur jeweils ein Produkt bekam ein “gut”, ein “befriedigend” und ein “ausreichend”.

Den Ökotest-Test könnt Ihr hier nachlesen.

WDR Servicezeit testet Butter auf Mineralölrückstände

Und auch bei dem Stichproben-Test, den die WDR-Servicezeit durchgeführt hat, ging es in erster Linie um Schadstoffe, nämlich um Mineralölrückstände (MOSH: mineral oil saturated hydrocarbons und MOAH: mineral oil aromatic hydrocarbons). Sie gelangen zum Beispiel durch eine Verpackung aus recyceltem Altpapier, beim Transport oder schon bei der Herstellung in das Produkt. Nur das Bio-Produkt enthielt im Übrigen keine.

Den WDR Servicezeit-Test könnt Ihr hier anschauen.

Kein Test stellt veränderten Geschmack fest

In keinem der Tests wird erwähnt, dass der Geschmack der Butter anders ist als zuvor. Auch die Zusammensetzung der Butter hat sich im letzten Jahr nicht verändert, da „Butter“ ein rechtlich geschützter Begriff ist. Butter ist ein Produkt, das auf eine spezielle Art hergestellt werden muss und nur spezielle Zutaten enthält. „Butter ist EU-weit definiert als ein Erzeugnis mit einem Milchfettgehalt von 80 bis 90 Prozent und einem Wassergehalt von maximal 16 Prozent. Als Zutaten dürfen neben Milchfett nur Salz und Beta-Carotin zugesetzt werden. Bei Sauerrahmbutter sind zusätzlich Phosphate und Natriumcarbonate zulässig.“ (Quelle: Lebensmittelklarheit.de)

Butter oder Streichfett – was ist der Unterschied?

Die Zusammensetzung von reiner Butter hat sich nicht geändert. Allerdings gibt es viele Produkte, die zwar aussehen wie Butter, sich anhand der Zutatenliste aber als Mischstreichfette mit Pflanzenöl oder Butterzubereitungen entpuppen. Anhand des Markennames, der vor auf der Verpackung groß drauf steht lässt sich das nicht natürlich nicht erkennen (Wäre ja zu einfach für die Verbraucher…). Nur die Produktbezeichnung oder die Zutatenliste verschafft Klarheit, um was für ein Produkt es sich handelt: reine Butter oder ein Buttermischprodukt.

Reine Butter, Halbfettbutter, Streichfett – was ist der Unterschied?

„Halb“- oder „Dreiviertelfettbutter“ sowie „Milchstreichfett“ oder „leichte Butter“ sehen aus wie normale Butter, sind es aber nicht. Denn sie enthalten weitere Zutaten, wie Wasser, Joghurt, Milcheiweiß oder Gelatine, die den natürlichen Geschmack der Butter verändern. Wird Milchfett in Teilen durch Raps- oder Olivenöl ersetzt, so wird aus dem „Milchstreichfett“ ein „Mischstreichfett“, das noch weniger nach Original-Butter schmeckt. Der Markenname wirbt dann gene groß mit „aus Butter und Rapsöl“ oder „aus Butter, Rapsöl und Joghurt“. Die Produktbezeichnung „Mischstreichfett“ ist oft nur klein auf der Rückseite aufgedruckt. Eine Verwechslung mit einer Packung reiner Butter ist durchaus möglich, weil nicht nur der Markenname, sondern auch Verpackung und Aufmachung der von Butter oft sehr ähnlich ist. Bei den Produkten, die Du lieber Karl, in Deiner E-Mail erwähnt hast, gibt es verschiedene Varianten. So führten Arla Kaergarden und Landliebe sowohl Butter als auch Streichfette in ihrem Sortiment an und bei der von Dir erwähnten Becel Original handelt es sich um ein Streichfett und nicht um Butter. Vielleicht hast Du in der letzten Zeit gar keine echte Butter auf Dein Brot geschmiert und Dir ist deswegen der veränderte Geschmack aufgefallen?

Eure Yvonne

📷 Foto von Sorin Gheorghita auf Unsplash