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Fragen von Zuschauer:innen – Teil 136

Sind Knotenbeutel im Supermarkt immer kostenlos? Auf (fast) alle Fragen rund um den Haushalt hat Hauswirtschaftsmeisterin und TV-Moderatorin Yvonne Willicks eine Antwort.

Yvonne Willicks

Sind Knotenbeutel im Supermarkt nicht kostenlos?

Erwin hat sich bei mir gemeldet, weil er meint, eine „Mogelpackung“ in den Obst- und Gemüseabteilungen von Aldi entdeckt zu haben. Er schreibt: „Dort werden Einmaltransporttüten und Mehrfachgebrauchsnetze vorgehalten und von den einzelnen Kunden ohne nachzudenken gut genutzt (weil wohl kostenfrei). Früher wurde auf die kostenpflichtige Tüte/Netz hingewiesen. Ich vermisste die Preisauszeichnung und fragte eine Mitarbeiterin ob die Tüten frei seien, da bekam ich zur Antwort, dass das Weglassen des Preises (1 Cent/Tüte-das Netz teurer) von “Oben” so gewollt sei.“

1 Cent als symbolischer Preis für Plastik

Lieber Erwin, ich habe in der Pressestelle von Aldi nachgehakt und sie mit Deinem Vorwurf – „Verstecktes abkassieren!“ – konfrontiert. Der Discounter antwortet auf meine Anfrage: “Der symbolische Betrag von einem Cent für Obstknotenbeutel bei ALDI SÜD soll Aufmerksamkeit für das Thema Plastikreduktion schaffen. Die Reaktionen der Kund:innen zeigen, dass die Bepreisung der Knotenbeutel von einem großen Teil ausdrücklich begrüßt wird.“

Händler setzen auf Mehrwegnetzte statt Knotenbeutel

Seit 2019 verlangt Aldi bereits 1 Cent pro Knotenbeutel. Aus meiner Sicht ist es völlig in Ordnung, für die Plastikbeutel Geld zu verlangen. Schließlich gibt es viele umweltfreundlichere Alternativen wie Mehrwegbeutel oder Netze, die für den Transport von losem Obst und Gemüse verwendet werden können. Mittlerweile ist Aldi auch nicht mehr der einzige Händler, der einen symbolischen Cent für die Tütchen verlangt. Seit Anfang des Jahres ist Kaufland nachgezogen. Alle anderen Händler haben ebenfalls Mehrwegnetze an den Obst- und Gemüsestationen im Angebot und ermuntern ihre Kunden diese zu nutzen und auf die Knotenbeutel zu verzichten.

Jährlich landen mehr als 2 Milliarden Knotenbeutel im Müll

Das ist richtig so, denn die Knotenbeutel verursachen Unmengen an Plastikmülls in Deutschland. Im Jahr 2020 lag der Verbrauch der sogenannten Hemdchenbeutel bei rund 2,4 Milliarden, im Jahr 2021 bei 2,3 Milliarden. Das sind riesige Berge unnötigen Plastikabfalls.

Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/haushalt-wohnen/plastiktueten#hintergrund

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/abfall/plastiktuetenverbot-das-aendert-sich-fuer-sie-12822

Kunden sollen auf Plastiktüte verzichten

Zu dem Vorwurf, dass es keinen Hinweis auf die Kosten für die Plastiktüte gibt, schreibt der Discounter: Der Betrag von einem Cent wird auf dem Preisschild direkt in der Obst- und Gemüseabteilung kenntlich gemacht und den Kund:innen auf dem Kassenbon bei dem entsprechenden Artikel ausgewiesen.“ An der Gemüsetheke sollte ein Preisschild also auf jeden Fall zu finden sein, so hat es zumindest die Konzernzentrale vorgegeben. Wenn sich einige Filialen nicht daran halten, ist das natürlich ein Problem, das Aldi lösen sollte.

Plastikmüll vermeiden

Was aber die Nutzung der Knotenbeutel angeht, so können sie von mir aus auch 10 Cent kosten, so wie die normalen Plastiktüten vor einiger Zeit. Da hat sich nämlich gezeigt, dass Kunden durchaus in der Lage sind ihre eigenen Taschen und Tüten mitzubringen, um Geld zu sparen. Wer mich kennt und meine Arbeit ein wenig verfolgt, weiß dass ich mich schon sehr lange dafür einsetze, dass Einkaufen und unser Leben generell nachhaltiger werden sollte und wir viel mehr machen müssen, um die Berge an Plastikmüll zu reduzieren. Wenn wir so weitermachen wie bisher, ersticken wir irgendwann an den Massen.

WDR Haushaltscheck zum Thema Müll

Im April 2024 haben wir einen ganzen Film zum wichtigen Thema Müllvermeidung gemacht. Wer den WDR Haushaltscheck „Pappe, Plastik und Papier: Warum wird es nicht weniger?“ noch nicht gesehen hat, kann ihn hier anschauen.

Die Müllberge, die wir da gesehen haben, waren einfach gigantisch… Und auch auf diesem Blog habe ich schon ein paar Beiträge zu Plastikmüll veröffentlicht.

Die könnte Ihr bei Interesse hier nachlesen:

https://www.yvonnewillicks.de/2020/10/16/ozonloch/

https://www.yvonnewillicks.de/2020/06/19/weniger-plastik-beim-einkauf/

EU-weites Plastikverbot

Die EU hat schon 2015 eine Richtlinie zum Verbot von Plastiktüten beschlossen. Diese ist schrittweise in Kraft getreten. Seit Beginn des Jahres 2022 dürfen Händler keine Plastiktüten mehr ausgeben, die dünner als 0,05 Millimeter sind. Das waren die normalen Tüten, die es früher im Supermarkt und in jedem Geschäft für umsonst gab und die dann irgendwann Geld gekostet haben. Verboten sind auch sogenannte “Bio”-Plastiktüten, da sie trotz biologisch abbaubaren Kunststoffen nicht umweltfreundlich sind, weil sie kaum recycelt werden und sich in der Natur nicht abbauen. Die Knotenbeutel im Obst und Gemüsebereich und leichte Plastiktüten in der Fleisch- und Frischetheke sind weiterhin erlaubt. Von dem Verbot ausgeschlossen sind auch sehr dicke und große Kunststofftragetaschen, die für den längerfristigen Einkauf gedacht sind.

Eure Yvonne

Foto von roberta errani auf Unsplash