Komplimente aus Italien
Karl-Heinz hat mir aus der italienischen Hauptstadt Rom geschrieben. Er sei ein „Fan“ schreibt er, worüber ich mich natürlich freue. Er findet: „Dass Sie dies neben der Professionalität auch noch so sympathisch ehrlich über den Bildschirm bringen und Sie eigene kleine Fehler oder Unkenntnis (falls denn mal) so geradeheraus einbringen, verdient ein dickes Extra-Lob!!!“ Vielen Dank dafür. Er hat aber nicht geschrieben, um mir Komplimente zu machen, sondern um ein Thema anzusprechen, das ihn beschäftigt.
Wie erkenne ich die Qualität von Lebensmitteln?
Es geht Karl-Heinz um “modernen Brotbeläge”. Er schreibt: „Als Käse-Liebhaber ärgere ich mich gerade heute wieder über den vermeintlichen “Emmentaler”, der eine zusammen gegossene Masse ist – und auch der Schinken scheint mir “Enzym-basiert” zu sein – ohne Fettrand. Italien hat “eigentlich” einen hohen Standard für Lebensmittel, aber mit den Discountern hält auch hier die “Geiz ist Geil-Mentalität” Einzug und die Discounter stehen den Deutschen Anbietern in nahezu nichts nach.“ Er regt an zum Thema eine Sendung zu machen.
An der Zutatenliste Qualität erkennen
Lieber Karl-Heinz, vielen Dank für Deine Zuschrift. Tatsächlich habe ich zu diesem Thema schon viele Sendungen gemacht und „Mogelpackungen“ aufgedeckt. Ich habe sogar ein ganzes Buch über die Qualität von Lebensmitteln und wie man sie als Kunde erkennen (oder eben nicht erkennen) kann geschrieben. Das Buch ist hier auf der Seite auch käuflich zu erwerben 😉 Es heißt: „Achtung Mogelpackung!“.
Verpackung und Fotos sagen nichts aus
Generell gilt: Lass Dich nicht blenden von schönen Fotos, verführerischen Namen oder scheinbar seriösen Labels auf Lebensmittel-Verpackungen. Egal, wie das Produkt heißt oder aussieht, schau auf die Zutatenliste, um zu erkennen, um was es sich tatsächlich handelt. Die Zutatenliste ist der Schlüssel zu jedem Produkt. Je kürzer sie ist, desto besser! Qualitativ hochwertige Lebensmittel erkennst du daran, dass das Hauptprodukt in der Zutatenliste an erster Stelle steht, dass es gerade Saison hat (Reifezeit = Geschmack) oder eine eindeutige (wenn möglich geschützte) Herkunftsbezeichnung aufweist. Das gilt in Deutschland wie im Rest von Europa, denn die meisten Regeln für unser Nahrungsmittel basieren auf EU-Recht.
Problematische Prüfzeichen
Verbraucherfreundliche, klare und deutliche Angaben auf den Verpackungen sind nicht die Regel. Eine Orientierungshilfe, um – neben dem Preis – Qualität zu erkennen, bieten Siegel oder Logos. Verschiedene Prüf- oder Qualitätszeichen sollen belegen, wie gut die Produkte sind. Oft sind die Zeichen aber reine Werbung. In Deutschland gibt es nur wenige gesetzliche Bestimmungen, die festlegen, welche Logos auf Lebensmittelverpackungen gedruckt werden dürfen. Und die Hersteller wissen die Lücke zu nutzen. Umfragen belegen, dass Verbraucher beim Einkauf auf Siegel achten. Bieten die Qualitätszeichen doch eine scheinbare Orientierung im Wahnsinn der Warenwelt.
Nur wenige Testsiegel belegen echte Qualität
Doch die meisten Zeichen sagen gar nichts aus, weil die Prüfkriterien fragwürdig oder völlig unbekannt sind. Empfehlenswert sind ausschließlich das Testsiegel der Stiftung Warentest. Es steht für gut geprüfte Qualität. Ein verlässlicher Produkt-Richter aus Verbrauchersicht ist auch der Konkurrent Öko-Test. Wichtig zu wissen ist folgende Unterscheidung: Ein Siegel ist nicht das gleiche wie ein Label oder ein Logo. Ein Siegel ist in der Regel ein Gütezeichen, das klar definierte Anforderungen an die Qualität eines Produktes stellt. Meist wird es von einer übergeordneten Behörde oder einer staatlichen Stelle vergeben und unterliegt Prüfkriterien, die stetig überwacht werden. Beispiele hierfür sind das TÜV-Siegel, das Biosiegel oder das MSC-Siegel für nachhaltigen Fischfang.
EU regelt Werbung für Lebensmittel
Einige Aussagen sind aber mittlerweile durch das EU-Recht stark eingeschränkt und daher wieder glaubhaft. Dazu gehören die Health-Claims, das sind Werbeaussagen, die positive Auswirkungen auf die Gesundheit versprechen. Die EU hat ihre Nutzung stark eingeschränkt. Nur noch, wer wissenschaftlich belegen kann, dass das Produkt einen nachweislich positiven Effekt auf die Gesundheit hat, darf damit auch werben und – Überraschung – das sind nicht viele Produkte.
Traditionelle Spezialitäten sind EU-weit geschützt
Und auch die Bezeichnungen von Lebensmitteln wurde stark reglementiert. Ein „Allgäuer Emmentaler“ muss ein „Emmentaler“ aus dem Allgäu sein und auf eine spezielle Art hergestellt werden. Denn er gehört zu den sogenannten traditionellen Spezialitäten und genießt somit innerhalb der Europäischen Union seit 1992 einen besonderen Status. Drei Gütesiegel vergibt die EU an solche Produkte, um die Namen dieser Erzeugnisse gegen Nachahmer zu schützen. Sie müssen einen besonderen geografischen Ursprung haben oder auf traditionelle Weise zusammengesetzt oder verarbeitet werden. Anhand der Siegel können Verbraucher zum Teil auch Rückschlüsse auf die Herkunft der Produkte ziehen.
Geschützte Herkunftskennzeichnung in drei Varianten
Das Problem: Die drei Siegel unterscheiden sich in den Standards enorm, die Logos aber sehen sich zum Verwechseln ähnlich! Insgesamt tragen 186 deutsche Produkte die Gütesiegel, zuletzt ist der „Pfälzer Landwein“ im Februar 2025 neu dazugekommen. EU-weit sind es 3.572.
Nachweis von Herkunft und Methode: Geschützte Ursprungsbezeichnung
Bei der „geschützter Ursprungsbezeichnung“ (G.U.) müssen die Produkte in einem bestimmten geografischen Gebiet nach einer anerkannten und festgelegten Methode erzeugt, verarbeitet oder hergestellt werden. Die Milch für den „Allgäuer Emmentaler“ muss aus dem Allgäu stammen und die „Lüneburger Heidschnucke“ muss in der Region gegrast haben. Andere Siegelträger sind beispielsweise italienischer Parmaschinken, Grana Padano und griechischer Feta.
Nachweis der Herkunft: Geschützte geografische Angabe
Beim Gütezeichen „geschützte geografische Angabe“ (G. G. A.) muss nur eine Produktionsstufe im Herkunftsgebiet stattfinden. Das Fleisch für den Schwarzwälder Schinken oder das Gemüse für die Spreewälder Gurken kann also durchaus aus anderen Regionen, sogar aus anderen Ländern stammen. Zu dieser Kategorie zählt etwa Lübecker Marzipan, Frankfurter Grüne Soße und Kölsch.
Nachweis der Methode: Garantiert traditionelle Spezialität
Produkte, die das Gütesiegel „garantiert traditionelle Spezialität“ (G. T. S.) verwenden, sind traditionell zusammengesetzt oder hergestellt. Das heißt, sie müssen schon seit mindestens 25 Jahren auf dem europäischen Markt etabliert sein und Eigenschaften aufweisen, die gleichartige Lebensmittel nicht besitzen. Über die Herkunft sagt das Zeichen allerdings nichts aus. Die Produkte können theoretisch überall in der EU produziert werden. Der spanische Serrano-Schinken und der italienische Mozzarella etwa tragen das Gütezeichen.
Eure Yvonne
Foto von Towfiqu barbhuiya auf Unsplash
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