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Elektroschrott

Elektroschrott und kein Ende! Den Lockdown nutzen viele Bundesbürger, um endlich mal Keller, Garage oder Dachboden auszumisten. Bei den Recyclinghöfen drängeln sich die Kunden. TV-Moderatorin und Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks über den schnellen Verschleiß von Elektrogeräten.

Yvonne Willicks

Menge an Elektroschrott wächst und wächst

Letzte Woche habe ich hier was zum Thema Ausmisten geschrieben und, dass Sondermüll wie elektrische Geräte auf den Recyclinghof gehören. Mich hat das Thema nicht losgelassen und ich habe noch mal ein wenig dazu recherchiert, weil ich neulich erst eine Studie gelesen hatte, nach der wir Elektroschrott-Weltmeister sind (zusammen mit den US-Amerikanern). Nach dem weltweiten Elektroschrott-Monitor 2020 produziert jeder Deutsche im Schnitt 20 Kilogramm Elektroschrott. 20 Kilo! – und das bei einem weltweiten Durchschnitt von 7,3 Kilogramm. Seit 2014 ist die weltweite Menge an Elektroschrott um mehr als 20 Prozent angestiegen. Die Autoren der E-Waste-Monitor 2020 machen dafür vor allem den zunehmenden Konsum an Elektro-Produkten verantwortlich, da moderne Geräte oft eine kurze Lebensdauer haben – und meistens nicht repariert werden können.

Die Studie findet Ihr hier: http://ewastemonitor.info

Elektroschrott-Müllberge durch geplante Obsoleszenz?

Mir kommt das sehr bekannt vor: Kaum ist die Garantie abgelaufen, bleibt der Fernseher schwarz/der Handsauger gibt den Geist auf/das Rührgerät hat keine Kraft mehr. Und Ersatzteile? Fehlanzeige. Es scheint, als würde vieles nur noch produziert, um möglichst schnell wieder kaputt zu gehen. „Geplante Obsoleszenz“ heißt diese Produktstrategie. Damit soll die Lebensdauer der Geräte absichtlich verkürzt werden, um die Absatzzahlen zu steigern. Weil sich die Instandsetzung nicht lohnt oder nicht möglich ist, schafft sich der Kunde ein neues Modell an. Auf der Internetseite www.qualitywatch.de des Vereins „Murks? Nein danke!“ finden sich unendlich viele Beispiele für geplante Obsoleszenz.

Die Seite findet Ihr hier: http://www.qualitywatch.de

Elektroschrott: Problem schneller Verschleiß

Das Problem: „Geplante Obsoleszenz“ lässt sich nur sehr schwer nachweisen. Ist etwa ein Verschleißteil kaputt, muss dem Hersteller erstmal rechtssicher bewiesen werden, dass es Absicht war, dass das Teil nach kurzer Zeit kaputt geht. Die Abgrenzung zwischen „geplant für den schnellen Verschleiß“ und „schlechter Qualität“ ist hier wohl fließend. Dazu kommt, dass wir Kunden durch kurze Produktionszyklen auch dazu verführt werden, Geräte schneller auszutauschen, weil ältere Modelle scheinbar nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen.

Bis 2030 74 Millionen Tonnen Elektroschrott weltweit

Ob es nun an unserem Wunsch nach dem neuesten Handymodell liegt oder daran, dass die Hersteller tricksen, sei mal dahingestellt. Fakt ist, die Berge an Elektroschrott wachsen und wachsen. Die Autoren des E-Waste-Monitor rechnen damit, dass bis 2030 die globale jährliche Elektroschrott-Produktion bei 74 Millionen Tonnen liegen. Sie hätte sich dann im Vergleich zu 2014 verdoppelt!

Viele Elektrogeräte lagern ungenutzt in deutschen Kellern

Viele Tonnen des deutschen Elektroschrott lagern in deutschen Kellern und Garagen. Nach einer Umfrage von Bitcom liegen in 50 Prozent der befragten deutschen Haushalte alleine drei alte Mobiltelefone rum. Insgesamt sind es angeblich 200 Millionen Smartphones und Handys in ganz Deutschland.  Eine unglaubliche Menge! Und auch eine unglaubliche Menge an Wertstoffen, die nicht wiederverwertet werden können.

Über ältere funktionstüchtige Elektro-Geräte, wie Telefone, Fernseher, CD-Spieler, Radios, Waschmaschinen, Bügeleisen, Kühlschränke oder Computer freuen sich Menschen mit wenig Geld. Sie können gespendet, verschenkt oder günstig verkauft werden. Viele Recyclinghöfe nehmen intakte Geräte für ihre Sozialkaufhäuser an. Alles was defekt ist, sollte auf dem Recyclinghof entsorgt werden.

Elektroschrott vermeiden

Der beste Elektroschrott ist der, der gar nicht erst entsteht! Für Neuanschaffungen ist mein Tipp: Nicht nur auf den Preis achten. Qualität kostet zwar etwas mehr, zahlt sich aber langfristig meist aus. Im empfehle lieber etwas teurere, langlebige Produkte zu kaufen. Was nützt eine günstige Geschirrspülmaschine, wenn sie nach 4 Jahren den Geist aufgibt? Die Stiftung Warentest testet immer auch auf Langlebigkeit. Wenn also größere Anschaffungen anstehen, sind die Tests immer eine gute Entscheidungshilfe.

Hier ist der Link zur Stiftung Warentest: https://www.test.de/

Ein empfehlenswertes und sehr informatives Projekt im Zusammenhang mit wachsenden Müllbergen ist “The story of stuff”, ein US-amerikanisches Netzwerkportal zu nachhaltigem Konsum, entstanden aus einem Filmprojekt.

Die Seite findet Ihr hier: http://www.storyofstuff.org

Eure Yvonne

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