Yvonnes Tipps

Fragen von Lesern und Zuschauern – Teil 61

Vitamin D ergänzen? Ja oder nein? Auf (fast) alle Fragen rund um den Haushalt hat Hauswirtschaftsmeisterin und TV-Moderatorin Yvonne Willicks eine Antwort.

Yvonne Willicks

Vitamin D ergänzen? Ja oder nein?

Doris schaut regelmäßig die WDR-Servicezeit (beste Sendung!) und war irritiert über eine Ausgabe im Januar, in der auch Vitamin D ein Thema war. Sie schreibt:

„Ich dachte, wir seien zumindest im Winter in unseren Regionen durchweg mit Vitamin D unterversorgt. Und jetzt soll es plötzlich schädlich sein, wenn man zu viel davon zu sich nimmt? Mir wurden von meiner Hausärztin (…) verordnet. Und man sagt doch, dass der Körper das nicht selbst herstellen kann. (…) Mangel an Vitamin D3 sei für zahlreiche Krankheiten verantwortlich. (…) Und jetzt sagen Sie und der Fachmann, dass es sogar gefährlich sein könnte, dieses Vitamin einzunehmen? Was denn jetzt? Meine Friseurin nimmt seit langer Zeit mindestens 20.00 Einheiten Vitamin D3 ein. Pro Tag. In Zusammenhang mit Vitamin K. Sie schwört darauf. Und sie ist kerngesund. Was also soll man jetzt tun?“

Vitamin-D-Mangel im Winter – was tun?

Liebe Doris,

vielen Dank für Deine E-Mail. Ich möchte die Fragen der Reihe nach beantworten, vorweg aber der Hinweis, dass ich Medizinern und Ernährungswissenschaftlern in medizinischen Dingen mehr vertraue als meinen Bekannten oder meiner Friseurin.

Richtig ist, dass wir im Winter in unseren Breitengraden kein Vitamin D produzieren können, da die UVB-Strahlung dafür nicht stark genug ist. Und richtig ist auch, dass die Menge an Vitamin D, die wir über die Nahrung zu uns nehmen können, nicht ausreicht, um unseren täglichen Bedarf zu decken. Somit sind wir im Winter mit Vitamin D unterversorgt.

Vitamin-D-Mangel in Deutschland?

Die meisten Menschen haben daher im Winter einen niedrigen Vitamin-D-Wert. Dies ist erst mal nicht besorgniserregend, denn der Wert unterliegt immer starken saisonalen Schwankungen und bedeutet nicht, dass ein Vitamin-D-Mangel vorliegt. Von einem Vitamin-D-Mangel spricht man erst dann, wenn das Vitamin D im Körper über einen längeren Zeitraum fehlt und klinisch relevante Symptome auftreten, etwa Rachitis oder Osteomalazie.

Sonne tanken für Vitamin-D-Reserven

In der hellen Jahreszeit kann der Körper Vitamin D selber herstellen – und ausreichend Vitamin-D-Reserven im Fett- und Muskelgewebe für das Winterhalbjahr speichern. Damit die Vitamin-D-Werte das ganze Jahr im grünen Bereich sind, empfiehlt das Robert-Koch-Institut: „zwischen März und Oktober zwei- bis dreimal pro Woche Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz der Sonne auszusetzen. Hierbei sollten Sonnenbrände unbedingt vermieden werden.“

Vitamin-D-Zufuhr nur auf ärztliche Empfehlung

Personen, die die Empfehlung nicht umsetzen können, sind somit für Vitamin-D-Mangel gefährdet, dazu zählen Säuglinge (die im ersten Jahr standardmäßig Vitamin-D-Tablette erhalten), chronisch Kranke, Pflegebedürftige oder Menschen mit sehr dunkler Hautfarbe. Bei älteren Menschen oder Kranken verringert sich die Vitamin-D-Produktion. Für all diese Personengruppe ist die Zufuhr des Vitamins sinnvoll, wenn der Arzt das ausdrücklich empfiehlt.

Mehr Infos zum Thema Vitamin D gibt es beim Robert-Koch-Institut:

https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/V/Vitamin_D/Vitamin_D_node.html

Und bei der Gesellschaft für Ernährung: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-d/

Antworten auf viele Fragen zu Vitamin D gibt es auch auf der Seite der Stiftung Warentest:

https://www.test.de/FAQ-Vitamin-D-4677625-0/#question-0

Vitamin-D-Präparate für jeden sinnvoll?

Vorsorglich Vitaminpillen gegen einen vermeintlichen Mangel einzunehmen, bringen in der Regel keinen Mehrwert. Überblicksstudien haben nachgewiesen, dass künstliche Vitamin-D- Präparate nicht halten können, was sie (großspurig) versprechen – und weder vor Osteoporose, Herzinfarkten, Schlaganfällen noch Krebserkrankungen schützen.

Siehe: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30415629/

Und: https://www.dge.de/presse/pm/guter-vitamin-d-status-kann-vor-akuten-atemwegsinfektionen-schuetzen/

Überdosierung mit Vitamin D möglich

Die hochdosierte Einnahme kann sogar gefährlich werden, wenn es zu einer Vitamin-D-Vergiftung kommt, die laut RKI zu: „Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfen, Erbrechen oder in schweren Fällen zu Nierenschädigung, Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und Tod“ führen kann.

Wissenschaft empfiehlt Sonne tanken, mehr nicht

Obwohl nach einer Untersuchung von 2016 jeder dritte Deutsche mit Vitamin D mangelhaft versorgt und nur knapp 40 Prozent ausreichend versorgt waren, empfehlen Wissenschaftler keine künstliche Zufuhr von Vitamin D, sondern lediglich regelmäßiges Sonnenbaden.

Nachzulesen hier:

https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/2492/JoHM_2016_02_ernaehrung4.pdf?sequence=4&isAllowed=y

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung kommt zu dem Schluss: „Bei regelmäßigem Aufenthalt im Freien trägt unter hierzulande üblichen Lebensbedingungen die körpereigene (endogene) Bildung in der Haut zu 80 bis 90 Prozent zur Vitamin D- Versorgung bei.“

Ich hoffe, alle Fragen zu Vitamin D sind nun beantwortet 🙂

Eure Yvonne

📸 Beitragsbilder
Frau tankt Sonne von Tatiana von Pexels
Sonne tanken von Andrea Piacquadio von Pexels
Vitamin D Kapseln von cottonbro von Pexels