Essen & Kochen

Tofu

Weniger Fleisch und mehr Fleischersatzprodukte, dieser Trend hält weiter an. Auch bei TV-Moderatorin Yvonne Willicks liegen regelmäßig Tofu-Würstchen auf dem Grill. Die Hauswirtschaftsmeisterin mit einer kleinen Warenkunde zu Tofu, Seitan und Co.

Yvonne Willicks

Gegrillte Tofu-Würstchen – die schmecken auch den Fleischessern

Liegen bei Euch auch öfter mal Tofu-Würstchen auf dem Rost? Bei uns ist das schon lange so. In meiner Familie gibt es schon seit einigen Jahren Vegetarier und Flexitarier. Andere Fleischersatzprodukte sind bei uns nicht so der Renner, außer die Grillwürstchen. Die verlangen meine vegetarisch lebenden Töchter immer, wenn der Grill angeschmissen wird. Mit Ketchup oder Senf zu Salat und Röstbrot, mit dem Rauchgeschmack des Grillfeuers und den Röstaromen kommen sie – je nach Hersteller – dem Geschmack von Fleischwürstchen ziemlich nahe und schmecken auch den Fleischessern in unserer Familie.

Der Markt für Tofu, Seitan und Co. wächst kontinuierlich

Tatsächlich sind die Würstchen aber so gut wie die einzigen Fleischersatzprodukte, die ich öfter mal kaufe. Dabei liegen die voll im Trend: Vegetarische Bolognese, Gemüsebratlinge oder Räuchertofu finden reißenden Absatz. Im Jahr 2020 produzierten Hersteller im Vergleich zum Vorjahr knapp 39 % mehr vegane und vegetarische Fleischersatzprodukte.

Quelle: Statistisches Bundesamt: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/05/PD21_N033_42.html
 

Natürlich ist der Anteil von Tofuwürstchen und Co. immer noch minimal im Vergleich zu Fleischprodukten. Aber klar ist: Die Zahl der Menschen, die bewusst weniger Fleisch essen oder ganz darauf verzichten, wächst stetig.

Unterschiedliche Gründe für den Verzicht auf Fleisch

In einer Online-Umfrage aus 2017 waren die meistgenannten Gründe dafür, weniger Fleisch zu essen:

  1. Ich lebe gesünder (57,2%)
  2. Ich fühle mich wohler (48,4%)
  3. Ich tue etwas Gutes für die Tiere (42,8%)
  4. Ich tue etwas Gutes für die Umwelt (41,9%)
  5. Ich habe ein besseres Gewissen (40%)
  6. Es schmeckt mir nicht (18,1%)
  7. Ich spare Geld (14%)
Quelle: Statista
 

Hier der Link zur Umfrage: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/486727/umfrage/gruende-fuer-die-reduzierung-des-fleischkonsums-in-deutschland/

Zu einigen Argumenten kann man ja nichts sagen. Das sind persönliche Empfindungen, ob man sich wohler fühlt, ob es schmeckt oder ob man ein besseres Gewissen hat. Dass man was Gutes für die Tiere tut, wenn sich nicht getötet werden, ist wohl unbestritten. Wie sieht es aber aus mit dem Umwelt-Argument? Und mit dem Thema Gesundheit?

Umweltbelastung durch Fleischkonsum

Tatsächlich ist die Umweltbelastung bei der Fleischproduktion immens viel höher als bei dem Anbau von Gemüse und Obst, was die Fläche, das Wasser und die CO2-Bilanz angeht. So produzieren zum Beispiel alle Rinder weltweit mehr schädliche Klimagase als der gesamte Flugverkehr. Milch und Käse haben daher auch ziemlich schlechte CO2-Werte. Dazu kommt, dass bei Fleisch ein ungünstiges Verhältnis von Aufwand zu Ergebnis herrscht. Ein Beispiel: Die Menge an Futter, die ein Schwein im Laufe seines Lebens frisst, hat etwa sechsmal mehr Kalorien als das Endprodukt, nämlich das Schweinefleisch. Das heißt: 83% der eingesetzten Nahrungskalorien gehen verloren. Von dem aufgefressenen Getreide und Soja, können mehr Menschen satt werden als vom Fleisch des Tieres. Wer weniger Fleisch ist, schont also Ressourcen.

Weniger Fleisch – gesunder Verzicht

Übermäßiger Fleischkonsum steht unter dem Verdacht, Herz-Kreislauferkrankungen, aber auch bestimmte Krebsarten zu begünstigen, besonders im Fokus steht dabei rotes Fleisch. Weniger Fleisch verringert dieses Risiko, das bestätigte erst kürzlich eine britische Studie.

Hier könnte Ihr mehr dazu lesen: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/119045/Studie-Mit-dem-Verzehr-von-rotem-Fleisch-steigt-das-Herzinfarktrisiko

Dass Vegetarier gesünder leben, hängt allerdings nicht nur mit dem Fleischverzicht, sondern meistens mit einem insgesamt gesünderen Lebenswandel zusammen. Vegetarier rauchen seltener und machen öfter Sport. Allerdings: Vegetarier und Veganer insbesondere müssen auf eine ausgewogene Ernährung achten, um ausreichend Eiweiß und Eisen zu sich zu nehmen. Linsen, Bohnen und andere Hülsenfrüchte sind gute Proteinlieferanten. Aber auch Fleischersatzprodukte liefern viel Eiweiß.

Kleine Warenkunde Fleischersatzprodukte

Tofu besteht aus Sojabohnen, Wasser und dem Gerinnungsmittel Nigari, einem Bittersalz aus dem Meerwasser. Die Sojabohnen werden gekocht, püriert und mit Nigari versetzt. Das Sojaeiweiß flockt aus, ein Sojaquark entsteht. Dieser wird so lange gepresst, bis er die gewünschte Konsistenz erreicht hat.

Tofu wird oft mit Nüssen, Gemüse, Kräutern oder Gewürzen verfeinert. Sehr beliebt ist auch Räucher-Tofu. Beim Kochen kann man ihn durch seine feste Konsistenz und das rauchige Aroma gut als Speckersatz einsetzen.

Seitan besteht aus Weizeneiweiß (Gluten) und hat eine eher faserige Struktur. Oft wird es mariniert angeboten. Seitan eignet sich zum Panieren, als Schnitzel oder Gulasch.

Lupinenprodukte bestehen aus den Bohnen der Süßlupine, einer in Deutschland heimischen Pflanze. Die Konsistenz ist fester als Tofu und wie Seitan etwas faserig. Im Handel werden Lupinenprodukte zum Beispiel als Steak oder Gyroszubereitung angeboten.

Sojaschnetzel bestehen aus entfettetem Sojamehl, das unter hohem Druck und Hitze zu einer fleischähnlichen Struktur geformt wird. Sojaschnetzel wird getrocknet in verschiedenen Größen angeboten. Vor der Zubereitung müssen die Stückchen in Brühe eingeweicht werden. Sie haben eine sehr faserige Struktur und werden oft anstelle von Hackfleisch verwendet, zum Beispiel in vegetarischer Bolognesesoße.

Tempeh besteht aus fermentierten Sojabohnen. Die gekochten Sojabohnen werden mit einem Edelschimmel versetzt und reifen dann ähnlich wie Käse. Tempeh kann man braten und panieren. Der intensive pilzige Geschmack ist für den europäischen Gaumen aber eher gewöhnungsbedürftig.

Tofu, Seitan und Co. richtig lagern

Wie andere eiweißreiche Lebensmittel ist Tofu schnell verderblich. Daher gehören Tofu, Seitan und Co. immer in den Kühlschrank. Ausnahme: die getrockneten Sojaschnetzel. Geöffnet legt man den Naturtofu in eine Schüssel mit frischem Wasser. Abgedeckt hält er sich einige Tage. Das Wasser sollten allerdings täglich gewechselt werden. Vor der Zubereitung das Wasser abgießen, den Tofu abspülen und gründlich abtropfen lassen. Räuchertofu kann man in einer abgedeckten Schüssel im Kühlschrank lagern, denn durch die Räucherung ist er länger haltbar als naturbelassener Tofu.

Geld sparen durch weniger Fleisch?

Dass man mit weniger Fleisch im Einkaufswagen Geld spart, hat mich dann aber doch als Argument überrascht. Der Großteil der Konsumenten kauft nach wie vor anonymes Billigfleisch im Supermarkt, und das ist oft günstiger als Gemüse und Obst. Auch die meisten Fleischersatzprodukte sind teurer als Fleisch. Im Vergleich zu dem Fleisch aus tiergerechter Haltung allerdings mag die Rechnung vielleicht stimmen. Für die Umweltbilanz und für die Gesundheit allerdings lohnt es sich aber in jedem Fall, weniger Fleisch auf dem Teller zu haben.

Eure Yvonne

📷 Bilder:
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Foto von Polina Tankilevitch von Pexels