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Mikrofasertücher Update

Umweltfreundliche Mikrofasertücher? Trotz perfekter Putzeigenschaften hat sich TV-Moderatorin und Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks schweren Herzens von Mikrofasertüchern verabschiedet. Sie hofft aber auf ein Comeback … irgendwann!

Yvonne Willicks

Mikrofasertücher – schwerer Abschied vom perfekten Putzlappen

Zu Mikrofasertüchern habe ich an dieser Stelle schon viel geschrieben.

Etwa hier:

https://www.yvonnewillicks.de/2019/08/23/mikrofasertücher/

Oder hier:

https://www.yvonnewillicks.de/2020/08/07/fragen-von-lesern-und-zuschauern-teil-31/

Oder hier:

https://www.yvonnewillicks.de/2020/10/02/fragen-von-lesern-und-zuschauern-teil-36/

Um es noch mal kurz zusammenzufassen: Mikrofasertücher putzen aufgrund ihrer Struktur besonders gut – und sind auch besonders umweltfreundlich, da nur wenig oder gar kein Reiniger für ein gutes Ergebnis verwendet werden muss. Sie wären unschlagbare Putzhilfen im Haushalt, wäre da nicht das Problem, dass die Tücher in der Wäsche Mikrofaser-Partikel verlieren, die so klein sind, dass sie in den Kläranlagen nicht herausgefiltert werden können und daher direkt in unseren Gewässern landen. Aus Umweltgründen habe ich sie daher aussortiert. Der Abschied von den Tüchern nach rund 30 Jahren intensiven Gebrauchs bei uns zu Hause fiel mir schwer. Mittlerweile habe ich mich an meine neuen Putzlappen gewöhnt. Sie bestehen entweder aus alten T-Shirts oder Unterhemden oder sind aus Naturfasern gestrickt oder gehäkelt. Auch sie putzen prima. Trotzdem denke ich oft mit Wehmut an meine heißgeliebten Mikrofasertücher.

Mikrofasertücher aus Recycling-Material – Innovation oder Mogelpackung?

Und da laufe ich neulich durch einen großen Drogeriemarkt und entdecke die hier:

„Recycling-Mikrofaser Universaltücher – 100 Prozent Recycling Material“. Das hört sich doch super an. Das Tuch besteht aus Polyester aus 100% recycelten Mikrofasern und die Verpackung aus 80% Recyclingmaterial. Voll umweltfreundlich also. Die Tücher geben „100% für die Umwelt“, heißt es auf der Verpackung. Kann ich tatsächlich auf ein Comeback des Mikrofasertuchs in meinen Haushalt hoffen? Das wär‘ doch mal was!

Erleben Mikrofasertücher ein Comeback in meinem Haushalt?

Komisch nur, dass der Blaue Engel auf der Verpackung fehlt. Das Umweltzeichen der Bundesregierung zeichnet Produkte aus, die höhere Ansprüche an Umwelt- und Gesundheitseigenschaften erfüllen als Konkurrenzprodukte. Wichtig: Trägt ein Produkt den Blauen Engel heißt das nicht, dass das Produkt umweltfreundlich ist. Es heißt nur, dass das Produkt im Vergleich zu anderen Produkten gleichen Nutzens umweltverträglicher ist. Mit dem Zeichen, das von einer unabhängigen Jury vergeben wird, soll uns Kunden nachhaltiger Einkauf erleichtert werden.

Mehr dazu hier: https://www.blauer-engel.de/de

Nun frage ich mich, wenn die Recyclingtücher von eco Freude so viel besser sind als konventionelle Mikrofasertücher, warum tragen sie dann kein Umweltzeichen?

Umweltfreundliche Mikrofaser-Tücher – aber wo ist der Blaue Engel?

Das frage ich den Hersteller Rossmann:

„Warum wurde das Produkt nicht für den Blauen Engel lizensiert? Mikrofaser-Tücher verlieren in der Wäsche Mikrofaser, die im Abwasser landen. (…) Sind die Mikrofaser von eco Freude geschützt gegen das Auswaschen von Mikrofasern? Falls nein, wie begründen Sie dann die besondere Umweltfreundlichkeit der Tücher?“

Die Antwort war – wie so oft bei Herstelleranfragen – nicht besonders ergiebig:

„Bei der Bewertung von Produkten in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit gibt es viele verschiedene Kriterien und Zertifizierungen. Generell weisen Mikrofasertücher in Bezug auf die Umwelt eine gute Funktionalität und Strapazierfähigkeit auf, da sie häufig waschbar und sehr langlebig sind. Zudem benötigt der Endverbraucher in der Regel weniger Reinigungschemikalien als mit anderen vergleichbaren Artikeln. Sie sind außerdem hygienisch und lassen sich gut lufttrocknen. So sind auch die eco Freude Mikrofasertücher aus 100% Post-Consumer Recycling-Material, d.h. aus Plastikflaschen hergestellt. Die Verpackung besteht aus plastikfreiem, recycelbarem und kompostierbarem Recyclingpapier. Darüber hinaus sind die Tücher klimaneutral und entsprechen den Oeko-Tex Kriterien.“

Fragen bleiben unbeantwortet – Verlieren sie nun Fasern oder nicht?

Hm, ja gut. Klimaneutral ist schon mal prima. Und auch Oeko-Tex hört sich gut an. Denn Oeko-Tex kennzeichnet Textilprodukte, die umweltfreundlich und sozialverträglich hergestellt werden. Allerdings gibt es verschiedene Oeko-Tex-Siegel, und die Verbraucherschützer von www.siegelklarheit.de schätzen nur das Oeko-Tex-Siegel „Made in Green“ als besonders nachhaltig ein. Die Recycling-Mikrofaser-Tücher erfüllen aber nur die Kriterien des Standardsiegels Oeko-Tex 100, und das hat so die Siegelexperten „keinen ausdrücklichen Nachhaltigkeitsanspruch. Im Mittelpunkt steht vielmehr der Schutz des Verbrauchers. Das Siegel lässt sich deshalb nicht mit Standards vergleichen, deren Anliegen der Schutz der Umwelt oder die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist.“

Mehr dazu hier:

https://www.oeko-tex.com/de/?gclid=CjwKCAjwuvmHBhAxEiwAWAYj-OKZURztsu5NydJz0E195SAau03A_g_uzUq8jn8fPxjL64LqpCgf-xoC260QAvD_BwE

https://www.siegelklarheit.de/16-oeko-tex-100

Was ist denn nun mit dem Blauen Engel?

Zurück zum Antwortschreiben von Rossmann: Auch die Höhe des Recyclinganteils bei Produkt und Verpackung war mir bereits bekannt. Meine Fragen zur Umweltfreundlichkeit und dem Blauen Engel dagegen wurden nicht beantwortet. Also schreibe ich noch einmal eine E-Mail und hake nach: „Ich hätte noch zwei kurze Nachfragen in Bezug auf Ihre Antwort-E-Mail. Gibt oder gab es Überlegungen für eine Zertifizierung mit dem Blauen Engel? Werden Mikrofasern bei diesem Produkt, wie bei allen Mikrofasertüchern, ausgewaschen?“

Diesmal war die Antwort konkreter:

„Für Reinigungstücher gibt es keinen vorgesehenen Scope zur Zertifizierung mit dem Blauen Engel. Aus diesem Grund gibt es aktuell auch keinen Artikel auf dem Markt, der entsprechend zertifiziert wäre. Sofern es das Angebot einer Zertifizierung mit dem Blauen Engel gäbe, würden wir dies entsprechend umsetzen.“

Ok, das erklärt, warum der Blaue Engel nicht auf der Verpackung zu finden ist. Auf die Frage nach den Mikrofasern in der Wäsche schreibt Rossmann:

Grundsätzlich gehen Artikel, bei denen Plastik zum Einsatz kommt, im Laufe ihres Lebenszyklus auf unterschiedlichen Wegen mit der Abgabe von Mikroplastik einher. Um den Einfluss auf die Umwelt möglichst gering zu halten, besteht unser Artikel, wie bereits erwähnt, aus 100% Post-Consumer Recycling-Material (GRS Zertifizierung) und wird folglich aus Plastikflaschen hergestellt, sodass kein neues Rohmaterial zum Einsatz kommt.“ 

Innovationen gesucht! Suche nach umweltfreundlichen Mikrofasertücher

Wie erwartet – auch wenn anders erhofft – verlieren auch diese angeblich besonders umweltfreundlichen Tücher während der Wäsche Mikrofaser. Allein der Einsatz von recyceltem Material, reicht aus meiner Sicht nicht aus, dass die Tücher wieder bei mir in den Haushalt einziehen können. Schade! Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass irgendwann ein Tüftler die Ablösung von Fasern bei der Wäsche unterbindet oder einfach Mikrofaser aus Naturmaterialen oder kompostierbarem Material erfindet, und ich zu Hause wieder zum Mikrofaserlappen greifen kann. Schwammtücher gibt es ja bereits aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zellulose und Baumwolle. Das macht Hoffnung!

Eure Yvonne

📷 Bilder:
Beitragsbild von Karolina Grabowska von Pexels