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Fragen von Lesern und Zuschauern – Teil 78

Wieso sind Deckel seit Neuestem fest mit der Milchtüte verbunden? Was soll das T-Cap? Und was kann man dagegen tun? Auf (fast) alle Fragen rund um den Haushalt hat Hauswirtschaftsmeisterin und TV-Moderatorin Yvonne Willicks eine Antwort.

Yvonne Willicks

Wieso sind Deckel jetzt fest mit der Milchtüte verbunden?

Ulrike hat mir eine E-Mail geschrieben, darin geht es um die Flaschenverschlüsse von Milchtüten und Getränkeflaschen.

Sie schreibt: „Jetzt ärgern wir uns schon eine ganze Zeit über die dämliche Verordnung von der EU, die Flaschenverschlüsse der Milchtüten und Getränkeflaschen an den Verpackungen zu lassen (um weniger Plastikmüll in den Meeren oder sonst wo zu hinterlassen). Erst haben wir die Verschlüsse abgemacht, weil speziell bei der Milchverpackung der ein oder andere Schuss Milch auf dem Tisch landete, weil der Deckel beim Öffnen zu 99 % nach unten zeigt. Danach ließ sich die Verpackung nicht mehr so gut verschließen wie in der Vergangenheit?“

Neue EU-Regel: Tethered Cap – festverbundene Deckel

Liebe Ulrike,
ich fürchte, wir Verbraucher werden uns an die neuen Deckel gewöhnen müssen. Sie heißen Tethered Cap („T-Cap“), was so viel bedeutet wie angebundener Deckel und sie sind ab Mitte 2024 Pflicht für alle Einwegverpackungen. Mit der Einwegkunststoff-Richtlinie 2019/904 soll sichergestellt werden, dass Verschlusskappen mit dem Verpackungskörper festverbunden sind, damit sie zusammen mit den Behältern recycelt werden.

Die Richtlinie ist hier
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:32019L0904&from=DE

Mit dem T-Cap sollen Wertstoffe eingespart und die Umwelt geschützt werden. Denn viel zu viele der kleinen Verschlüsse landen in der Natur oder im normalen Müll.

Kunden ärgern sich über neue Deckel

Du bist aber nicht die Einzige, die sich über die festverbundenen Deckel aufregt. Im Internet gibt es seitenlange Beschwerden von Kunden, die total genervt sind. Die meisten ärgern sich, dass sie beim Trinken aus der Flasche immer um den Verschluss herum nuckeln müssen. Einige haben sich dabei in die Lippe geschnitten oder das Gesicht an dem Deckel aufgekratzt. Ein Ärgernis, ja, aber doch eigentlich mit einem Glas, leicht zu beheben.

T-Cap – Coca-Cola macht vor wie es geht!

Getränke-Riese Coca-Cola hat sogar extra ein Video produziert, um die T-Caps den Kunden zu erklären. Der Brause-Hersteller hat bereits Anfang 2022 begonnen, ähnlich wie einige Molkereien das Sortiment auf festverbundene Deckel umzustellen.

Das Video seht Ihr hier
https://www.youtube.com/watch?v=6ATC7dAZfmA

Coca-Cola äußert sich auf einer Firmen-Webseite auch zu der Frage, ob es Alternativen zu dieser Verschlussart gegeben hätte. Die Firma schreibt: „Wir haben verschiedene Lösungen für verbundene Verschlüsse mit Verbraucherinnen und Verbrauchern getestet. Die Testgruppe entschied sich für Scharnier-Verschlüsse als beste Lösung.“

Quelle https://www.cocacolaep.com/de/stories/neue-coca-cola-deckel-einfach-erklaert/

EU will Einwegkunststoff-Produkte reduzieren

So wie es aussieht, sind die T-Caps gekommen, um zu bleiben. Sie sind übrigens nur ein Teil des Maßnahmenpakets der EU zur Reduzierung von Plastikmüll. So soll die Industrie insgesamt weniger Plastik verbrauchen und mehr recyceltes Plastik für neue Verpackungen verwenden. Ab 2025 müssen Einweg-Getränkeflaschen mindestens zu 25 Prozent aus recyceltem Material bestehen. Andere Einweg-Produkte wie Strohhalme und Plastiktüten sind bereits EU-weit verboten.

Beim Hersteller beschweren

Das alles vorab, nun zu Deinen Fragen:
1. „Wie kann dieser Wahnsinn gestoppt werden?“ Meine Antwort: Ich fürchte, er lässt sich nicht aufhalten.
2. „An wen kann man sich als Verbraucher wenden, damit eine andere Lösung ins Spiel kommt?“ Meine Antwort: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Kunden sehr viel Macht haben. Wenn uns etwas nicht gefällt, dann kaufen wir es einfach nicht mehr oder beschweren uns. In beiden Fällen werden die Produzenten es merken. Daher mein Tipp: Schreibe Deine Molkerei an und schildere, dass Ihr mit dem Deckel nicht klarkommt. Nimm ein Video auf, wie die Milch überschwappt und zeige es dem Hersteller. Wenn das viele Kunden machen, wird er sich etwas einfallen lassen müssen, damit seine Kunden ihm treu bleiben.

Du hast geschrieben, dass der Deckel immer nach unten rutscht beim Öffnen und es dann kleckert. Vermutlich hilft es, wenn Du beim Einschenken den Deckel zur Seite drehst oder nach oben drehst (auch wenn es nervt … )

Eure Yvonne

📸 Beitragsbild von Foto von Anna Shvets