Endlich geht es los mit der Lebensmittelampel – Danone macht den Anfang
„Danone führt die Ampelkennzeichnung ein“ – diese Nachricht erreichte mich neulich. Ist ja unglaublich, denke ich als Verbraucherjournalistin. Seit Jahren kämpfen Verbraucher-, Ärzteverbände und die Krankenkassen (und ich) für eine einfache und klare Nährwertkennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen (Rot – Achtung! Gelb – naja. Grün – kein Problem!) – und seit Jahren kämpft die Lebensmittelindustrie dagegen. EU-Pläne hatten vorgesehen, dass anhand der Ampelfarben auf der Packung zu erkennen ist, wie viel Zucker, Fett, gesättigte Fettsäuren und Salz das jeweilige Produkt enthält. Vorbild ist die Lebensmittelampel, das simple Modell der britischen Lebensmittelbehörde. Danach richten sich die Ampelfarben nach den Nährwerten anhand von 100 Gramm. Ganz einfach eigentlich, oder? Der Zuckergehalt bekommt dann beispielsweise ein Rot, wenn er bei einem Lebensmittel über 22, 5 Gramm (auf 100 Gramm bezogen) liegt. Solche Grenzwerte gibt es auch für Fett, gesättigte Fettsäuren und Salz.
Lebensmittelindustrie macht eigenen Ampel-Vorschlag
Die Vorlage war im EU-Parlament krachend gescheitert. Ein Lobbyerfolg der Lebensmittelindustrie. Und die hat dann gleich ein eigenes Modell erarbeitet. Das natürlich von Verbraucherinitiativen massiv kritisiert wurde. Warum? Naja, die Lebensmittelhersteller wollen die Nährwerte anhand von Portionsgrößen berechnen – und wer legt die fest? Eben, die Hersteller selbst natürlich. Mit diesem System hätte zum Beispiel Nutella keine rote Ampel erhalten, weil die Menge an Zucker und Fett in einer (kleinen) Portion eben auch klein ist….
Danone verlässt Industrie-Ampel-Allianz
Aber hinter den Kulissen scheint einiges im Argen zu liegen. Denn bereits Anfang des Jahres hatte Hersteller Mars die Industrie-Allianz verlassen, nun auch Danone.
Und dann gleich das: ab 2019 will der Konzern seine Produkte in Deutschland mit einer Farbampel verkaufen, sogar vorne auf der Packung, zusammen mit den Nährwertangaben.
Schon heute ist Angabe zum Gehalt von Fett, gesättigten Fetten, Kohlenhydraten, Zucker, Eiweiß und Salz (bezogen auf 100 Gramm oder 100 Milliliter) auf verpackten Lebensmitteln Pflicht. Aber sie ist meist im Kleingedruckten auf der Rückseite der Verpackung versteckt.
Lebensmittelampel – britisches und französisches Modell
Nun will der (französische) Danone-Konzern allerdings nicht nach der britischen Ampel kennzeichnen, sondern nach dem französischen Nutri-Score-System. Dieses nimmt eine Gesamtbewertung des Produkts vor, das heißt gesunde und ungesunde Zutaten werden gegeneinander abgewogen. Am Ende steht eine fünfstufige Farbskala, die zusätzlich mit den Buchstaben A bis E dargestellt wird. Das ist zwar etwas komplizierter als die britische Ampel, aber in Frankreich (auf freiwilliger Basis) schon weit verbreitet. Verbraucherschützer sind voll des Lobes für Danone. (Das ist für den oft in der Kritik stehenden Konzern sicher auch mal eine schöne Erfahrung.)
Verbraucherverbände für europaweite Lebensmittelampel
Auch ich bin der Meinung: ein Anfang ist nun gemacht. Wenn der erste große Player im Lebensmittelmarkt beginnt, dann ziehen die anderen bekanntlich schnell nach. Es besteht also Hoffnung, dass es für deutsche Verbraucher bald einfacher wird, gesunde Lebensmittel von nicht so gesunden zu unterscheiden. Und auch politisch bewegt sich was: die Verbraucherschutzminister der Länder wollen sich auf der Verbraucherministerkonferenz für eine Lebensmittelampel einsetzen. Die Bundesministerin Julia Klöckner ist (noch) dagegen. Das Ziel sollte weiter eine verpflichtende verbraucherfreundliche Kennzeichnung in der ganzen EU sein. Das wär’s doch! Und bis dahin hilft die Ampelcheckkarte der Verbraucherzentrale, sie basiert auf dem britischen Modell. Damit lassen sich im Geschäft Produkte einfach miteinander vergleichen.
Hier die Karte als Download:
https://www.vzbv.de/sites/default/files/mediapics/ampel_checkkarte.pdf
In diesem Sinne
Eure Yvonne
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