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Werbung für Kinderlebensmittel

Werbeverbot für Kinderlebensmittel – Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir legen einen Gesetzentwurf dazu vor und erntet einen Shitstorm – nicht aber von Hauswirtschaftsmeisterin und TV-Moderatorin Yvonne Willicks. Sie findet das Verbot richtig.

Yvonne Willicks
Kinderlebensmittel Werbung Yvonne Willicks

Ich habe ja daran gezweifelt, ob es wirklich jemals kommt: das Werbeverbot für Kinderlebensmittel, das die Ampel-Koalition 2021 in ihren Koalitionsvertrag geschrieben hat. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat ihn nun also vorgelegt, den Gesetzesentwurf und der Aufschrei war – wie zu erwarten – groß. Besonders aus der Süßwaren-Industrie. Klar, wenn denen die Möglichkeit genommen werden soll, ihre Produkte bei ihren aktuellen und zukünftigen Kunden zu bewerben, würde ich mich auch ärgern. Aber hey, wichtiger als die Gewinne der Süßwarenhersteller ist jawohl die Gesundheit unserer Kinder. Und um die ist es derzeit nicht besonders gut bestellt. Rund 15 Prozent der Drei- bis Siebzehnjährigen in Deutschland sind übergewichtig. Die Folgen sind dauerhafte gesundheitliche Schäden, höhere Risiken und damit auch Kosten für das Gesundheitssystem von geschätzt 63 Milliarden Euro.

Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

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Kinder werden stark von Werbung beeinflusst – Yvonne Willicks

Kinder werden stark von Werbung beeinflusst

Nun will der Landwirtschaftsminister Werbung für Chips, Schoko und Co aus dem Fernsehen, von Social Media-Plattformen und Plakatwänden verbannen. Sonst hätten Eltern hätten kaum eine Chance, ihre Kinder vor dem schädlichen Einfluss zu schützen, so der Minister. Laut einer Studie sehen Kinder täglich 15 Spots für ungesunde Lebensmittel (nach WHO-Kriterien). Quelle: AOK-Bundesverband

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An jeder Ecke werden unsere Kinder mit Werbung für Süßes, Fettiges oder Klebriges konfrontiert. Bislang zieht die Werbung alle Register. Mit Erfolg: 60 Gramm Zucker nehmen Kinder täglich zu sich, das sind mehr als doppelt so viel wie die 25 Gramm, die die WHO empfiehlt.

Handel schränkt Werbung für Kinderlebensmittel freiwillig ein

Selbst die großen Discounter haben schon die Reißleine gezogen. Seit 1. März hat Lidl, strengere Regeln für Werbung für Kinder-Lebensmittel (die nach WHO-Standard ungesund sind) eingeführt. So werden etwa süße Frühstücksflocken von der Eigenmarke mehr im Handzettel beworben. Bis 2025 sollen die Verpackungen, die heute noch eine kinderfreundliche Optik haben, komplett überarbeitet werden. Auch Aldi hat angekündigt seine Kinderprodukte in diesem Jahr umzustellen und Zucker und Fette zu reduzieren.

Kinder sind die treuesten Kunden

Kinder sind eine große Marktmacht, denn sind sie einmal als Kunde gewonnen, bleiben sie meist auch als Erwachsene ihren Marken treu. Für die Hersteller sind sie also die perfekten Konsumenten. Ihre Eltern wollen aber vor allem gesunde Kinder und dazu gehörte eine gesunde Ernährung- Nach einer Studie der Verbraucherzentralen sind 85 % der Befragten gegen Werbung für ungesunde Kinderprodukte und fordert zudem Höchstgrenzen für Zucke-r, Fett- und Salzgehalt.

Kritik am geplanten Werbeverbot

Die FDP, Koalitionspartner von Özdemirs Grünen im Bund, kritisiert den Vorschlag zum Werbeverbot. Die Liberalen wollen lieber Ernährungscoaches an Schulen, Seminare zur Medienkompetenz für Kinder und Eltern als Verbote. Aus der Union heißt es, die Pläne seien „ungeeignet“ und „Bevormundung pur“. Ich kann dazu nur sagen, es gab auch eine Riesenaufregung, als die Werbung für Tabak verboten war. Kinos werden sterben, weil sie nicht genug Werbeeinnahmen mehr hätten, hieß es damals. Alles Quatsch! Kinos gibt es noch, Raucher natürlich auch, aber insgesamt ist die Anzahl der Raucher rückläufig und vor allem sind Zigaretten lange nicht mehr so cool.

Süsswaren Industrie besorgt – Yvonne Willicks

Süßwarenindustrie fürchtet um Einnahmen

Besonders laut beschwert sich die Süßwarenindustrie. Das Werbeverbot hätte „erhebliche negative Folgen für die gesamte Lebensmittelwirtschaft“, heißt es da. Natürlich wären die Folgen nicht für die gesamte Lebensmittelwirtschaft problematisch, sondern wenn überhaupt, nur für die, die hochkalorische, ungesunde Lebensmittel anbieten. Für Produzenten gesunder Nahrungsmittel sind keine negativen Folgen zu erwarten. Gesundheitsverbände begrüßten das Verbot lauthalt und einhellig.

Was genau hat der Ernährungsminister vor?

Özdemir begründet das Werbeverbot damit, dass Kindern unter 14 Jahren besonders empfänglich für Werbung sind und Eltern kaum die Möglichkeit, ihre Kinder davor zu schützen. Ein bislang freiwillige Selbstverpflichtung der Branche hätte keinen ausreichenden Effekt gehabt. Nach seinen Plänen wird an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt nicht mehr erlaubt – und zwar in Fernsehen und Hörfunk zwischen 6 – 23 Uhr, in Mediatheken und im Internet (social Media, wie Insta, Tiktok und Co) Außerdem wird Außenwerbung für solche Lebensmittel im Umkreis von 100 Metern zu Schulen, Kitas, Spielplätzen und Freizeiteinrichtungen für Kinder verboten. Die Kriterien für einen hohen Zucker-, Fett- oder Salzgehaltes orientiert sich am Nährwertprofilmodell der Weltgesundheitsorganisation.

Details zu den Plänen findet Ihr hier.

 

Eure Yvonne

📸 Beitragsfoto Foto von Ksenia Chernaya auf Pexels
Kind auf Sofa von Ketut Subiyanto auf Pexels
Süßwaren von Karsten Winegeart auf Unsplash