Essen & Kochen

Fischstäbchen

Fischstäbchen aus Alaska-Seelachs? Nicht immer. TV-Moderatorin und Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks mit Wissenswertem rund um Fischstäbchen, Fangmethoden und das MSC-Siegel.

Yvonne Willicks

Fischstäbchen – schnelles und leckeres Mittagessen

An alle Mamas da draußen: Wie oft habt Ihr in den letzten Monaten Fischstäbchen für Eure Familien gemacht? Wahrscheinlich ziemlich oft, oder? Einige Kinder sind ja seit Dezember nicht mehr in die Schule gegangen. Das betrifft besonders die Schüler der Mittelklassen – und die haben ja bekanntlich immer und ständig Hunger. Da muss jeden Tag eine warme Mahlzeit auf den Tisch. Und neben Job, Hausarbeit und Homeschooling ist das gar nicht so einfach. Über den Druck, jeden Tag ein warmes Mittag- oder Abendessen aufzutischen, hatte ich hier schon mal was geschrieben.

Das könnt Ihr hier nachlesen:

https://www.yvonnewillicks.de/2021/02/05/stress-wegen-mittagessen/

Fischstäbchen – wo kommt der Fisch her?

Eine schnelle und unkomplizierte Mahlzeit, die meistens gut ankommt, sind gebackene oder gebratene Fischstäbchen, klassischerweise mit Spinat und Kartoffelpüree oder Salzkartoffeln. Aber was steckt eigentlich in den Fischstäbchen drin? Fischstäbchen sind etwa 30 Gramm schwere, vorgebratene, panierte Fischportionen in länglicher Form aus grätenfreien Fischfilets vom Alaska-Seelachs. So genau steht es fest geschrieben in den „Leitsätzen für Fisch, Krebs- und Weichtiere und Erzeugnissen“. Genaugenommen handelt es sich bei dem Fisch für die Fischstäbchen allerdings um den pazifischen Pollack. Denn es gibt zwei Fanggebiete: Der Nordostpazifik, das sind das östliche Beringmeer und der Golf von Alaska und der Nordwestpazifik, das sind das westliche Beringmeer und das Ochotskisches Meer. Wirklich aus Alaska kommt also nur der Fisch aus dem Nordostpazifik. Die Fanggebiete sind in der Regel auf der Verpackung gekennzeichnet.

Fischstäbchen – wie wird der Fisch gefangen?

Der pazifische Pollack gehört zur Familie der Dorsche. Er ist eher klein (30 – 80 Zentimeter) und wird meist mit Hilfe von pelagischen Schleppnetzen gefangen. Diese Netze sind speziell für den Fang an der Wasseroberfläche konzipiert. Im Gegensatz zu den Grundschleppnetzen sollen sie den Meeresboden überhaupt nicht berühren. Grundschleppnetze werden komplett über den Meeresboden gezogen und verursachen so große Schäden. Die Netzöffnung der pelagischen Netze kann bis zu 23.000 Quadratmeter groß sein, das entspricht etwa fünf Fußballfeldern. Noch an Bord der Fangfabrikschiffe werden die Fische maschinell filetiert, zu Filetblöcken verarbeitet und schockgefroren. In der Fabrik werden die gefrorenen Blöcke in die typische Stäbchenform geschnitten und weiterverarbeitet.

MSC-Siegel – für besseren Fischfang

Viele Fischstäbchen tragen das MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) auf der Verpackung. Es steht für nachhaltig(er)en Fischfang. Entstanden ist es 1997 aus einer Zusammenarbeit des Lebensmittelkonzerns Unilever mit der Umweltorganisation WWF. Ziel war es, aktiv zu werden gegen die Überfischung der Weltmeere, und die Fischbestände für die Zukunft zu sichern. Rund 4000 deutsche Fischprodukte tragen das Zeichen, weltweit sind es rund 20.000. Etwa 300 Fischereien aus fast 40 Ländern fischen nach den Vorgaben des MSC. In den Richtlinien ist vorgeschrieben, dass die Fischer mit den geringstmöglichen Auswirkungen auf das Ökosystem fangen und Fischbestände schützen. Gefährdete Bestände dürfen gar nicht gefischt werden. Auch ein verantwortungsvolles und effektives Management der Fischereien ist obligatorisch. Unabhängige Prüfer kontrollieren regelmäßig, ob die MSC-Fischereien die Kriterien einhalten.

Mehr Infos zu MSC findet Ihr hier:

https://www.msc.org/de

MSC-Siegel – Greenpeace kritisiert Vorgaben als zu schwach

Das MSC-Zeichen soll für nachhaltigen Fischfang stehen, doch es ist stark umstritten. Viele Umweltverbände halten die Standards für zu niedrig und unklar formuliert. Für die Vergabe des Siegels müssen nur 80 von 100 möglichen Punkten eingehalten werden, kritisiert etwa Greenpeace. Außerdem behauptet die Umweltschutzorganisation, dass MSC-Fischer trotz der Vorgaben aggressive Fangmethoden wie Schleppnetze einsetzen. Studien belegen außerdem, dass Fischbestände trotz langjähriger MSC-Zertifizierung überfischt sind. MSC widerspricht den Vorwürfen. Gerade beim Pazifischen Pollack gebe es aufgrund der pelagischen Netze kaum noch Bodenberührung und somit Bodenzerstörung. Der Schaden liege nur im einstelligem Prozent-Bereich.

MSC-Siegel – gut gemeint, aber umstritten!

Ich denke, industrielle Hochseefischerei kann nie nachhaltig sein. Das ist ähnlich wie bei der Landwirtschaft oder der Lebensmittelproduktion generell. Dort, wo in Massen produziert wird, kann es immer nur schrittweise Verbesserungen geben, weil große Veränderungen nur mit einem Systemwechsel einhergehen könnten. Deswegen find ich, dass das MSC-Siegel besser ist als gar kein Siegel – und somit gar keine Vorgaben für die Fischer. Verbraucher haben mit der Kennzeichnung außerdem die Möglichkeit mehr Nachhaltigkeit beim Fischfang zu unterstützen, und so ein Zeichen zu setzen, in welche Richtung sich die Fischerei entwickeln sollte.

Also wenn schon Fisch, dann zumindest mit dem Siegel. Und ja, es gibt immer und überall schwarze Schafe, die sich nicht an die Regeln halten. Und ja, es gibt angesichts der nachgewiesenen Überfischung der Meere auch gute Gründe, ganz auf Fisch zu verzichten. Es gibt aber auch gute Gründe Fisch zu essen, zum Beispiel ausgehungerte Kinder. Greenpeace hat übrigens einen Fischratgeber zusammengestellt mit den Arten, die man bedenkenlos kaufen und verzehren kann. Den findet Ihr hier:

https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20160120_greenpeace_fischratgeber_2016_0.pdf

Und tolle Fisch- und Fischstäbchenrezepte gibt es bei meinem lieben Kollegen, dem Vorkoster Björn Freitag. Zum Beispiel hier:

https://www1.wdr.de/verbraucher/rezepte/vk-fischstaebchen-menue-100.pdf

https://www1.wdr.de/fernsehen/der-vorkoster/sendungen/vk-fischstaebchen-100.html

Eure Yvonne

📸 Bilder:
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Bild Fischerboote von moritz320 auf Pixabay