Yvonnes Tipps

Fragen von Lesern und Zuschauern – Teil 23

Aus welchen Lebensmittel wird Speisestärke gewonnen? Und wie erkenne ich das? Wie gelangen Keime in den Kühlschrank? Auf (fast) alle Fragen rund um den Haushalt hat Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks eine Lösung. In ihrem Blog beantwortet die TV-Moderatorin die Zuschriften ihrer Leser und Zuschauer.

Yvonne Willicks

Speisestärke – Allergiekennzeichnung unzureichend

Erika hat sich mit einem Problem an mich gewendet. Sie ist Allergikerin und schreibt:

„Mir ist seit den 1980er Jahren aufgefallen, dass z.B. in fast allen Fertiggerichten, Fertigsoßen, Backwaren, Plätzchen, fertigen Kuchen, Koch- oder Backzutaten modifizierte Stärke ist, was bedeutet, dass es Maisstärke ist. Ich bin hochgradig allergisch gegen Mais. Früher wurde vorwiegend Kartoffelstärke eingesetzt und zunehmend oder ganz durch Maisstärke ersetzt. Viele Allergiker, die eine Allergie gegen Mais haben wissen aber nicht, dass modifizierte Stärke Maisstärke ist und die Hersteller geben nur modifizierte Stärke auf den Verpackungen an. Kann man das nicht direkt auf den Packungen angeben?“

Liebe Erika, tatsächlich haben es Allergiker schwer mit verarbeiteten Lebensmitteln. Denn nach der Lebensmittelverordnung (LMIV) müssen nur die 14 häufigsten Allergene auf verpackten Produkten angegeben werden. Dann aber fett gedruckt. Das sind aktuell: Eier, glutenhaltiges Getreide, Soja, Lupine, Schalenfrüchte (Nüsse), Erdnüsse, Milch, Fisch, Krebstiere, Weichtiere, Schwefeldioxid/Sulfite, Sellerie, Senf und Sesam. Mais gehört (noch) nicht zu den kennzeichnungspflichtigen Allergenen. Das macht den Einkauf für Mais-Allergiker natürlich schwierig. Das Problem der Speisestärke: Stärke kann aus verschiedenen Grundsubstanzen gewonnen werden.

Nachzulesen hier: https://www.lebensmittelverband.de/de/publikationen/richtlinien/richtlinie-staerke-staerkeerzeugnisse

Das zugrundeliegende Lebensmittel muss auf der Verpackung nicht gekennzeichnet werden. Nur, wenn die Stärke aus glutenhaltigem Getreide gewonnen wird, ist auch eine Allergenkennzeichnung im Zutatenverzeichnis erforderlich, zum Beispiel „modifizierte Stärke (Weizen)“.

Mehr dazu hier:
https://www.lebensmittelklarheit.de/forum/modifizierte-staerke

Es ist also in den meisten Fällen unklar, aus was die Speisestärke gewonnen wird. Nach Angaben der Datenbank „Transgen“ stammt der überwiegende Teil der Stärke aus Deutschland aus Kartoffeln. In der Europäischen Union liegt jedoch Maisstärke weit vor Weizen und Kartoffeln.

Nachzulesen hier: https://www.transgen.de/datenbank/zutaten/2074.staerke.html

Das hilft Dir und anderen Allergikern natürlich nicht. Mein Tipp: Hersteller anschreiben und um Auskunft bitten. Vielleicht drucken sie die Angabe dann ja freiwillig irgendwann auf ihre Verpackungen.

Lebensmittelkeime aus dem Einkaufswagen?

Conny hat mir ein lustige Email geschrieben: „Immer wieder taucht beim Thema Sauberkeit im Haushalt das Problem auf, dass im Kühlschrank mehr Keime sind, als auf der Toilette.

Meine These dazu ist, und davon habe ich bislang nirgends etwas gehört: Viele Leute setzen ihre Kinder, die bereits mit den Schuhen auf der Straße laufen, in die Einkaufswägen (nicht in den Kindersitz), und abgesehen davon sind die Einkaufswägen sicher nicht sauber.

Milchprodukte stellt man dann in den Wagen und zu Hause in den Kühlschrank. Ebenso andere Produkte die nicht mehr ausgepackt werden. Meiner Meinung nach kommen dadurch die Keime in den Kühlschrank. … Gibt es dazu Untersuchungen? Wie sauber sind unser Einkaufswägen???“

Liebe Conny, diese These ist ziemlich abstrus. Denn im Kühlschrank tummeln sich keine Keime von der Straße. Die bei weitem überwiegende Zahl der 11,4 Millionen Keime pro Quadratzentimeter Kühlschrankfläche sind Pilzsporen, Bakterien und Viren, die den Lebensmitteln bereits anhaften, bevor sie in den Einkaufswagen gelangen. Etwa Salmonellen in rohen Eiern, Rohwurstwaren oder nicht durchgegartem Fleisch. Oder Bakterien wie E.coli, Campylobacter oder Listerien. Aber auch Viren wie der Noro- oder Rotavirus oder Parasiten wie der Toxoplasmose-Erreger können Lebensmittel verunreinigen. Diese Verunreinigung geschieht in den allermeisten Fällen in der Produktion oder Verpackung der Produkte – und nicht im Supermarkt oder während des Transports. Lebensmittel sind mit tausenden Bakterien behaftet, sie sind ja nicht steril. Einige (nützliche) Bakterien sorgen für Aroma, andere für Verderb. Lebensmittel sind ja in der Regel tote Organismen, die vergänglich sind. Eine unzureichende Küchenhygiene beschleunigt den Verderb. Deswegen ist es wichtig Kühl- und Gefriergeräte regelmäßig zu reinigen. Mindestens 1x im Monat Kühlschrank ausräumen und mit warmer Spülilauge auswaschen und mit sauberem Küchentuch trockenreiben. Alle herausnehmbaren Teile abwaschen. Bitte nicht in die Spülmaschine. Die Teile können sich durch die Wärme verziehen. Tauwasserrinne und Ablaufloch mit Wattestäbchen säubern. Verschüttetes immer sofort wegwischen! In einem sauber gehaltenen Kühlschrank und richtig gelagert, lässt sich die Keimbelastung von Lebensmitteln gut im Griff halten, egal ob Kinder in den Einkaufswagen rumspringen oder nicht. 🙂

Eure Yvonne