Essen & Kochen

Zimt

Weihnachten ohne Zimt? Unmöglich, findet Hauswirtschaftsmeisterin und TV-Moderatorin Yvonne Willicks. Warum Zimt in der Weihnachtsbäckerei eine so große Rolle spielt, was der Unterschied zwischen Ceylon- und Cassia-Zimt ist, ob Cumarin wirklich schädlich ist und wie Verbraucher die Qualität von Zimt erkennen, schreibt sie in Ihrem Blog.

Yvonne Willicks

Mein Zimteis, der Weihnachtsbote

Als ich Mitte Oktober das letzte Eis des Sommers gegessen habe, hatte der Eisladen nur noch wenige Sorten übrig. Eine davon war Zimt. Ihr müsst wissen: Ich liebe Zimteis. Ich finde Zimteis wird total unterschätzt und freue mich jedes Mal, wenn ich die Sorte irgendwo entdecke. Ich habe also eine Kugel Zimteis bestellt und mir ein Plätzchen in der Sonne vor dem Büdchen gesucht. Und da passierte etwas Komisches: Die Sonne schien noch warm auf mein Gesicht, das Eis schmeckte angenehm kühl – und plötzlich machte sich auf Zunge dieses herrliche Zimtaroma breit, der sich noch sommerlich anfühlte, aber bereits nach Weihnachten schmeckte.

Gefühlt mitten im Sommer hatte ich ein jähes Weihnachtsgefühl. Naja, ehrlicherweise lagen Mitte Oktober schon Spekulatius und Lebkuchen in den Supermarktregalen, aber ich hatte Weihnachten noch irgendwo weit nach hinten ins Jahr verdrängt. Bis zu diesem Zimteis. Da wusste ich, es dauert nicht mehr lange und dann wird mindestens einen ganzen Monat lang alles nach Zimt riechen und schmecken.

Weihnachten ohne Zimt – undenkbar

Zimt ist das Weihnachtsgewürz Nr. 1. Mir fällt kaum ein weihnachtlicher Schmaus ein, der ohne Zimt auskommt: Zimtsterne, Zimtschnecken, Lebkuchen, Spekulatius, Bratapfel oder auch deftig als Abrundung in Rotkohl, Bratensauce oder zum Beispiel als Zimthähnchen. Das Baumrindengewürz ist an Weihnachten einfach nicht wegzudenken. Weil Zimt im Mittelalter wahnsinnig teuer und kostbar war, kam es nur selten und zu besonderen Anlässen und Festen zum Einsatz. So lässt sich erklären, warum so viele Weihnachtsrezepte ein Prise Zimt enthalten 😉

Herkunft und Geschichte

Zimt kommt aus den asiatischen Tropen und ist eines der weltweit ältesten Handelswaren. Schon vor 3.000 v. Chr. sollen die Chinesen es verwendet haben. Im 15. Jahrhundert sind die kostbaren Rinden der Zimtsträucher dann in den Küchen Europas angekommen. Angeblich hat der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama sie aus Sri Lanka mit nach Hause gebracht. Zuerst konnten sich ausschließlich gutbetuchte Adlige und Fürsten das kostbare Gewürz leisten, später immer mehr Gesellschaftsschichten. Heutzutage ist Zimt in Pulverform und als Stangengewürz in praktisch jedem Supermarkt erhältlich.

Wie wird Zimt geerntet?

Zimtstangen bestehen je nach Sorte aus der inneren Rinde von Zimtsträuchern oder Zimtbäumen. Es gibt viele unterschiedliche Zimt-Sorten, aber nur zwei von ihnen bestimmen den Weltmarkt und werden hierzulande angeboten: Ceylon-Zimt (Kaneel) aus Sri Lanka und Cassia-Zimt aus China.

Bei der Ernte des qualitativ hochwertigeren Ceylon-Zimts wird die Rinde der Zweige des Zimtstrauchs abgeschält. Danach wird die Innenrinde per Hand von der Außenrinde entfernt. Beim Trocknen rollt sich die innere Rinde dann zu den charakteristischen Stangen zusammen. Je heller und feiner die Stange, desto höher die Qualität des Zimts. Beim Cassia-Zimt stammt die Rinde von der Zimtkassie, dem Chinesischen Zimtbaum. Sie wird in langen Streifen vom Stamm und den Ästen des Baumes gelöst. Die Schicht zwischen der Borke und der Mittelschicht des Baumes wird herausgeschält, zusammengerollt und getrocknet.

Unterschied von Ceylon-Zimt und Cassia-Zimt

Ceylon-Zimt hat ein sehr feines Aroma. Er wird im Handel meistens als Stangenzimt angeboten. Cassia-Zimt schmeckt herb-süßlich. Er wird meist als Pulver verkauft. Cassia-Zimtstangen haben eine dickere Rindenschicht als Ceylon-Zimt. Das feinere Aroma des Ceylon-Zimts hat auch mit der geringeren Menge des Aromastoffs Cumarin zu tun. Cassia enthält sehr viel mehr Cumarin, das bei hoher Konzentration die Leber schädigt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schreibt dazu:

„Bei besonders empfindlichen Personen kann Cumarin schon in relativ kleinen Mengen Leberschäden verursachen, die Wirkung ist allerdings in der Regel reversibel. (…) Für zimthaltige Lebensmittel gelten in der Europäischen Union seit 2011 neue Höchstgehalte für Cumarin. Für Zimt als Gewürz gibt es hingegen keine Cumarin-Höchstgehalte. (…) Das BfR rät zum maßvollen Verzehr von Cassia-Zimt. Wer bei der Lebensmittel-Zubereitung im Haushalt häufig große Mengen Zimt als Gewürz verwendet (…) sollte den cumarinarmen Ceylon-Zimt verwenden.“

Nicht nur aus Qualitätsgründen, sondern auch aus Gesundheitsgründen sollte also besser Ceylon-Zimt verwendet werden. Steht auf der Verpackung nicht drauf, um welche Sorte es sich handelt, steckt in der Regel der günstigere Cassia-Zimt drin.

Lagerung von Zimt

Zimtstangen eigenen sich nur bedingt dazu, lange aufbewahrt zu werden. Sie können schnell austrocknen und ihr Aroma verlieren. Am besten lagert Ihr sie gut verschlossen in einem licht- und luftdichten Gefäß. Auch Zimt-Pulver am besten in luft- und lichtgeschützten Behältern kühl und dunkel lagern, damit das Aroma lange erhalten bleibt. Das Gewürz kann eigentlich nicht schlecht werden, aber sein Aroma verlieren. Wenn es beim Öffnen des Aufbewahrungsgefäßes nicht mehr herrlich duftet, besser wegwerfen.

Ich hatte hier im Blog schon mal ein Rezept für den Klassiker Zimtsterne geteilt. Das findet ihr hier: https://www.yvonnewillicks.de/2018/11/23/weihnachtsbaeckerei-der-start-in-die-adventszeit/

Deswegen und weil es draußen jetzt schon richtig knackig kalt ist und die Weihnachtsmärkte ja nicht aufhaben, habe ich hier für Euch hier ein schönes Glühwein-Rezept mit Zimt.

Rezept Glühwein

Zutaten:

  • 2 Flaschen trockener, kräftiger Rotwein (nicht über 12% Alkohol) z.B. Dornfelder, Spätburgunder oder Merlot
  • 15 Kardamomkapseln
  • 20 Gewürznelken
  • 6 Kapseln Sternanis
  • 2 Zimtstangen
  • 1 TL Anissaat (nach Geschmack)
  • 2 Bio-Orangen
  • Rohrzucker nach Belieben

Zubereitung:

Kardamomkapseln andrücken und mit den anderen Gewürzen in einen Edelstahltopf geben. Schale einer Orange abreiben, Saft auspressen. Die andere Orange in Scheiben schneiden. Den Schalenabrieb, den Saft und die Hälfte der Orangenscheiben in den Topf geben. Mit Rotwein übergießen und langsam erwärmen. Der Wein darf nicht kochen. Zeigt sich oben ein leichter Schaum, ist die Temperatur ideal. Glühwein bei geringer Hitze mindestens 1 Stunde ziehen lassen. Zwischendurch mal kosten, wie sich die Aromen entwickeln. Mit Zucker verfeinern. Mit einer frischen Organgenscheibe servieren.

Und das Beste kommt zum Schluss: In gewissem Maße ist Zimt sogar gesundheitsfördernd. Es hat antibakterielle, antimikrobielle, harntreibende und schmerzstillende Eigenschaften. Ein richtiges Wohlfühlgewürz also. Perfekt für frostige Zeiten.

Eure Yvonne