Essen & Kochen

Honig

Welches ist der beste Honig? Honig aus der Region? Bio oder Fairtrade? TV-Moderatorin und Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks mit Wissenswertem rund um das flüssige Gold.

Yvonne Willicks

Biene sucht Blüte – Wissenswertes rund um den Honig

Bei uns im Garten werden dieses Jahr wieder bienenfreundliche Blumen blühen. Jedes Jahr säe ich an den Heckenrändern Blumen mit viel Nektar, damit unsere Wildbienen genug zu futtern haben. Denn Bienen hierzulande sind stark gefährdet. Zum einen wegen verschiedener Krankheiten, zum anderen, weil sie zu wenig Futter finden. Würden die Bienen aussterben, wäre das eine ökologische Katastrophe. Denn Bienen bestäuben rund 80 Prozent unserer Nutz- und Wildpflanzen. Obst und Gemüse würden Luxusprodukte werden, unsere gesamte Nahrungsversorgung wäre in Gefahr. Zumindest was ihren Nahrungsmangel angeht, kann ich mit meinen kleinen Blühstreifen helfen. Ich mag Bienen aber nicht nur, weil sie so wichtig für unser Ökosystem sind, sondern auch, weil sie unseren Honig produzieren.

Honig ist nicht gleich Honig

Generell wird zwischen zwei Arten Honig unterschieden, zwischen Blüten-Honig und Honigtau-Honig. Den Blütenhonig stellen die Bienen aus dem Blütennektar von Pflanzen her. Meine Kinder haben immer gesagt, sie kotzen ihn aus, was im Prinzip stimmt. Aber dazu später mehr.

Beim Honigtauhonig sammeln Maja, Flipp und Co. die Ausscheidungen – den Honigtau – von Läusen und bearbeiten diese ähnlich wie den Nektar. Waldhonig oder Tannenhonig wird der Honigtauhonig auch genannt. Er ist etwas dunkler als Blütenhonig, schmeckt würziger und bleibt länger flüssig.

Wie entsteht Honig?

Honig ist das Gemeinschaftsprodukt eines Bienenstocks – und dient eigentlich als Wintervorrat für das Bienenvolk. Die Honigproduktion ist ein arbeitsteiliger Prozess. Zunächst fliegen die Sammelbienen von Blüte zu Blüte und sammeln Nektar und Pollen in ihrem Honigmagen (Honigblase). Dabei werden dem Nektar bereits körpereigne Enzyme beigemischt. Im Bienenstock würgen sie den vorverarbeiteten Nektar wieder hoch, und geben ihn an die Stockbienen ab, die ihn ich ihren Mägen weiterverarbeiten. Dabei wird der Zucker im Nektar umgewandelt in Traubenzucker und Fruchtzucker. Die noch wässrige Lösung lagern die Stockbienen in Honigwaben ein. Zunächst bleiben die Waben offen, wenn der Honig reif ist, also die Feuchtigkeit verdunstet und der Honig eine feste Struktur hat, verschließen sie die Waben mit Wachs.

Was ist sortenreiner Honig?

Sortenrein heißt natürlich nicht, dass ausschließlich Nektar und Pollen von einer Pflanze im Glas stecken. Wohl aber ein Großteil. Denn Bienen sind “blütenstet”. Das heißt, haben sie erst mal eine gute Futterstelle gefunden, fliegen sie diese immer wieder an. Mitten in einem Rapsfeld, landet so ziemlich viel Rapsnektar im Honig. So eine feste Nektarquelle nennt sich Tracht. Liegt der Anteil der Tracht im Honig bei 60 bis 80 Prozent kann der Honig als sortenrein verkauft werden. Alles was sonst noch drinsteckt, heißt Beitracht. (Wie bei den Fischern mit Fang und Beifang 🙂 )

Was sind die Unterschiede zwischen konventionellem, Bio- oder Fairtrade-Honig?

Konventioneller Honig kann überall produziert werden, wo Blüten sind.

Bio-Honig wird an einem Standort gesammelt, wo in Umkreis von drei Kilometern überwiegend ökologischer Anbau betrieben wird, oder wildwachsende Pflanzen blühen. Es lässt sich natürlich nicht ausschließen, dass auch Nektar von konventionellen Felder im Honig landen. Bio-Imker müssen strengere Auflagen bezüglich Haltung, Fütterung, Medikamenten und Reinigungsmitteln beachten als konventionelle Imker.

Fairtrade-Honig stammt aus Entwicklungsländern und wird von Kleinbauern produziert. Sie erhalten einen Mindestpreis für ihren Honig und profitieren von langfristigen, fairen Verträgen.

Stiftung Warentest hat 2019 Honig getestet. Ökotest 2016. Die Ergebnisse findet ihr hier:

https://www.test.de/Honig-im-Test-1750427-0/

https://www.oekotest.de/essen-trinken/Honige-im-Test-Diese-6-Produkte-koennen-wir-empfehlen_110270_1.html

Deutscher Honig stillt nicht den deutschen Honighunger

Wir sind zwar Weltmeister im Honigessen, aber nicht in der Honigherstellung. 2020 hielten etwa 100.000 Hobbyimker rund 982.000 Bienenvölker in Deutschland und produzierten damit rund 30 Millionen Tonnen Honig. Das ist eine Menge, deckt aber bei weitem nicht den Honighunger der Deutschen. Rund 1 Kilo verspeist jeder Bundesbürger im Schnitt pro Jahr. Deswegen wird Honig in großen Mengen importiert. Nach Auskunft des Bundeslandwirtschaftsministeriums waren es im vergangenen Jahr rund 88.000 Tonnen, vor allem aus der Ukraine, Mexico und Argentinien.

Mehr Zahlen dazu findet Ihr hier:

https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung-fischerei/versorgungsbilanzen/honig-kakao/

Nur die Mitglieder des Deutschen Imkerbundes dürfen ihren Honig „Echter deutscher Honig“ nennen. Er ist garantiert in Deutschland erzeugt und entspricht den hohen Qualitätsstandards, die der Verband vorgibt. Wir kaufen ihn gerne beim Hobbyimker auf unserem Wochenmarkt. Honig mit der Herkunftskennzeichnung „Mischung von Honig aus EG-Ländern und Nicht-EU-Ländern“ ist in der Regel konventionell hergestellte Importware aus verschiedenen Ländern.

Haltbarkeit und Lagerung

Honig kann durch seinen hohen Zuckergehalt im Prinzip nicht schlecht werden. Am besten lagert Ihr ihn kühl, trocken und lichtgeschützt. Zwei Jahre halten sich die meisten Sorten so problemlos. Vorsicht aber bei der Entnahme mit einem beschmutzen Löffel oder Messer. Die dadurch in den Honig gebrachten Krümel können schimmeln. Bei Schimmel besser das ganze Glas Honig entsorgen. Mit der Zeit kristallisiert Honig. Das ist ein natürlicher Prozess und lässt sich leicht mit einem warmen Wasserbad rückgängig machen. Schon nach kurzer Zeit lösen sich die Kristalle auf und der Honig wird wieder flüssig oder cremig.

Backen mit Honig

Kleiner Tipp noch für die, die mit Honig backen wollen: Honig muss Zucker nicht 1:1 ersetzen. Da es süßer schmeckt als Zucker, braucht man weniger. Und wegen des hohen Fruchtzuckeranteils, bräunt Honig den Teig schneller. Daher lieber bei 30% geringerer Temperatur backen und dafür etwas länger.

Eure Yvonne

Bilder:
Beitragsbild von Pixabay von Pexels
Foto mit Biene auf Blüten von wes lewis on Unsplash 
Foto Imker mit Bienenvolk von Anete Lusina von Pexels