Yvonnes Tipps

Fragen von Lesern und Zuschauern – Teil 40

Glasschäden durch Sterilisieren? Wieso kleben Etiketten auf losem Obst und Gemüse? Ist weißes oder naturbelassenes Backpapier besser? Auf (fast) alle Fragen rund um den Haushalt hat Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks eine Lösung. In ihrem Blog beantwortet die TV-Moderatorin die Zuschriften ihrer Leser und Zuschauer.

Yvonne Willicks

Glasschäden durch Sterilisieren von Marmeladengläsern?

Christina hat sich über die Haushaltscheck-Sendung zum Thema Einmachen und Konservieren geärgert. Sie schreibt: Beim Auskochen der Gläser, was ich auch schon immer mache, hatte ich auf einmal den Sprecher aus ihrer Sendung vom 16.12.2020 im Ohr: „Die Gläser 10 Min. in kochendem Wasser sterilisieren.“ Ausgekocht habe ich sie früher auch immer, aber nur kurz; noch nie hatte ich Schimmel so wie man das von früher kennt. Die Gläser sahen heute nach den 10 Min. sehr unansehnlich aus. Ob es ab der Wasserqualität lag. (Ich wohne auch im Rheinland.) Oder ob die 10 Min. doch zu reichlich bemessen waren? Es war für mich ärgerlich. Vielleicht möchten Sie das noch einmal besser recherchieren.“ 

Hier der Link zur betreffenden Haushaltscheck-Sendung:

https://www.ardmediathek.de/video/der-haushaltscheck/neue-folge-einmachen-einlegen-einfrieren-konservierungsmethoden-im-check/wdr-fernsehen/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTRlZWI4MDM5LTkzYjYtNGIzZC04MTk1LTE3ZDE0MzNlYzQxMA/

Liebe Christina, ich habe noch mal den Text zu der Sendung rausgesucht, um zu gucken, welche Stelle Du genau meinst. Du hast Recht. In dem Text empfehlen wir 10 Min. sterilisieren für Marmeladengläser, weil das die übliche Empfehlung in der Hauswirtschaft ist. Denn erst nach mehreren Minuten sind die Gläser tatsächlich keimfrei, ein kurze Tauchbad in kochendem Wasser reicht da leider nicht aus. Dass Deine Marmeladengläser dabei Schaden genommen haben, tut mir leid. An der Wasserqualität liegt das sicher nicht, es sei denn die Trübung ist Kalk, und der würde beim Abtrocknen mit einem Geschirrtuch verschwinden. Ich vermute eher, dass es Glaskorrossion ist. Die entsteht, wenn Glas von minderer Qualität hohen Temperaturen ausgesetzt wird. Durch die Hitze wird die Oberfläche beschädigt. Glaskorrosion kann man leider nicht rückgängig machen. Einmachgläser sollte die Sterilisierungsbehandlung eigentlich gut überstehen.

Wieso kleben Etiketten auf losem Obst und Gemüse?

Elke aus Kerpen hat mir zum Thema Klebeetiketten auf Obst geschrieben. Sie möchte gerne wissen: „Warum werden kleine Etiketten auf Äpfel oder andere Obstsorten direkt auf die Schale geklebt. Es ist unnötige Verschwendung für eine solche Produktion von Etiketten und das “Klebchen” geht sehr oft nicht ab, ohne die Schale zu verletzen oder gar bleibt ein Kleberückstand auf dem Obst.“

Liebe Elke, Du ärgerst Dich nicht alleine über die Klebeetiketten auf Obst. Es gibt sogar eine Petition, die will, dass diese Art der Kennzeichnung biologisch abbaubar sein soll.

Die Petition findest Du hier:

https://www.openpetition.de/petition/online/verbraucherschutz-biologisch-abbaubare-aufkleber-fuer-obst-und-gemuese

Denn eines muss man natürlich sagen, immerhin hat das Obst keine Umverpackung auf der das Logo aufgedruckt ist, sondern „nur“ einen Aufkleber. Auf diesen Etiketten stehen Produkt- oder Sortennamen oder Herkunfts- oder Produktionssiegel (z.B. Biosiegel). Manchmal klebt auch ein PLU-Code darauf, das ist ein vier oder fünfstelliger Zahlencode, der die Waren weltweit einheitlich kennzeichnet.

Die International Federation for Produce Standards verwaltet die PLU-Codes für Obst und Gemüse. Mehr Infos dazu gibt es hier:

https://www.ifpsglobal.com

Anhand des Zahlencodes lässt sich die Ware, die Sorte, die Anbaumethode und die Größe erkennen. Die Klebchen stellen also sicher, dass Kunden an der Kasse den richtigen Preis zahlen, auch wenn es drei Sorten rote Äpfel mit unterschiedlichen Preisen im Angebot gibt.

4-stellige Codes stehen für konventionell hergestelltes Obst und Gemüse, Bioprodukte tragen einen 5-stelligen Code, der in der Regel mit einer 9 beginnt. Für Kunden und Händler sind die PLU-Codes als wichtig, um loser Ware sicher zu identifizieren.

Auch Bio-Produkte werden oft mit einem Bio-Siegel extra gekennzeichnet, um sie – auch für Verbraucher – deutlich von konventioneller Ware unterscheidbar zu machen.

Den Produkt- oder Sortennamen oder die spezielle Herkunft auf jedem einzelnen Artikel zu platzieren, ist für die Produzenten eine einfache, zusätzliche Marketingmöglichkeit – und viele Kunden sehen die Aufkleber ja auch als eine Art Gütesiegel, etwa wenn sie die „Marken“-Bananen oder den extrasüßen „Marken“-Apfel kaufen, statt die normalen Bananen oder Äpfel. Auf dem Bauernmarkt oder im Bioladen ist die Auswahl meist nicht so groß wie im Supermarkt, daher sind die frischen Lebensmittel dort meist auch nicht gekennzeichnet. Und zur Beruhigung: Die Klebstoffe für die Etiketten sind übrigens zertifiziert unbedenklich.

Ist weißes oder naturbelassenes Backpapier besser?

Susanne hat mir geschrieben. Sie möchte gerne mehr über Backpapier erfahren:

„Da ich sehr viel Kuchen und Plätzchen bzw. Kleingebäck im Backofen backe, möchte ich von Ihnen wissen, welches Backpapier in weiß oder naturbelassen vorteilhafter ist.“

Liebe Susanne,

Backpapier besteht aus hochverdichteten Zellulosefasern, die mit einer hauchdünnen Silikonschicht überzogen sind, damit Brötchen, Kekse und Co. nicht kleben bleiben. Die Anforderungen an die Zusammensetzung des Papiers und die Kennzeichnung sind auf EU-Ebene geregelt (Verordnung (EG) 1935/2004) – und sind für braunes und weißes Papier gleich.

Hier der Link zur Verordnung:

https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2004:338:0004:0017:de:PDF

Der Unterschied besteht lediglich darin, dass naturbraunes Papier ungebleicht ist, weißes dagegen gebleicht wurde. Da die Silikonbeschichtung entscheidend ist für die Antihaftwirkung ist es egal, ob mit weißem oder braunem Papier gebacken wird. Das Bleichen ist ein zusätzlicher Verarbeitungsschritt mit Chemieeinsatz der keinen Einfluss auf die Backeigenschaften hat, daher verwende ich aus Umweltgründen lieber braunes Papier – und zwar mit dem FSC-Siegel aus verantwortungsvoller Forstwirtschaft.

Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) hat 2014 Backpapier auf gesundheitsgefährdende Stoffe untersuchen lassen. Danach wurden bei 23 von 36 Backpapieren unter anderem der Konservierungsstoff Sorbinsäure gefunden, allerdings in sehr geringer Menge. Das LAVES kommt zu dem Schluss, dass alle 36 Backpapiere die Anforderungen an die Gute Herstellungspraxis und die Kennzeichnungsanforderungen erfüllt haben.

Die Studie könnt Ihr hier nachlesen:

https://www.laves.niedersachsen.de/startseite/bedarfsgegenstande/bedarfsgegenstande_mit_lebensmittelkontakt/backpapier-gesundheitlich-unbedenklich-73049.html

Backpapier ist übrigens mehrfach verwendbar. Wegen der Silikonbeschichtung gehört es allerdings nicht ins Altpapier, sondern muss im Restmüll entsorgt werden. Es gibt aber einzelne Anbieter, deren Papier kompostierbar ist. Bitte Angaben auf der Verpackung beachten.

Eure Yvonne

Bilder:
Beitragsbild von Dale Jackson von Pexels