Produkte

Backpulvertüte

Plastikfolie in Backpulvertütchen? Bislang dachte TV-Moderatorin und Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks, dass Backpulver in reinem Papier steckt. Falsch gedacht! Aber warum ist der Kunststoff in der Tüte notwendig? Yvonne hat nachgefragt.

Yvonne Willicks

Plastikfolie in Backin Backpulvertüte – echt jetzt?

Neulich als ich gebacken habe, wollte ich schnell ein Tütchen Dr. Oetkers Backin Backpulver aufreißen. Ich hatte schmierige Hände und die Tüte nicht richtig fest in den Fingern, als ich merkte, dass das Papier sich nicht ohne weiteres zerreißen ließ. Beim genaueren habe ich eine dünne Plastikfolie in der Tüte entdeckt. Ich weiß nicht, ob das für Euch ein alter Hut ist, aber ich war echt geschockt. Wieso steckt das Backpulver in einer Plastikfolie?

Twitter-Dialog um Plastikfolie bei Dr. Oetker

Vielleicht irgendeine neue Verpackung?, habe ich mich gefragt und gleich mal ein bisschen im Netz recherchiert. Ziemlich schnell bin ich bei Twitter gelandet, wo sich 2019 eine Userin ebenfalls über die Folie aufgeregt hat.

@Jolicoeur11 schreibt:

 „Die Backpulvertütchen von @DrOetkerDE sind jetzt mit Plastikfolie innen ausgekleidet. Man bekommt sie kaum aufgerissen. Und in Zeiten von Plastikflut geht das gar nicht! Bitte ändern Sie das wieder @DrOetkerDE ! Ich werde es sonst nicht mehr kaufen. Papier war immer ausreichend.“

Das sehe ich ganz genauso. Überraschend war dann die Antwort von Dr. Oetker:

„Die Verpackung für unser Backin ist in ihrer grundsätzlichen Zusammensetzung seit mindestens 20 Jahren unverändert. Es handelt sich um Papier, welches mit einer sehr dünnen Schicht Polyethylen (PE) beschichtet ist. Das Polyethylen wird u.a. als Produktschutz sowie zum Verschweißen der Verpackung benötigt. Seit 2013 verwenden wir einen neuen PE-Typ, der etwas zäher und fester ist.“

Den kompletten Dialog könnt Ihr hier nachlesen: https://twitter.com/droetkerde/status/1144203253393084418

Wieso reichen Papiertütchen nicht für Backpulver?

Verrückt, oder? Ich bin bis dato davon ausgegangen, dass die Tütchen aus reinem Papier bestehen, dabei steckt schon seit 20 Jahren Plastik mit drin. Seit 20 Jahren! Und ich habe bislang nichts gemerkt. Unglaublich! Warum die Plastikfolie denn notwendig sei, wollte ich von Dr. Oetker wissen. In der Antwort zu meiner Anfrage heißt es:

„Unsere Produkte unterliegen strengen qualitativen und hygienischen Anforderungen. Auch die Verpackung spielt eine wichtige Rolle, wenn es um die Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln geht: So muss das Verpackungsmaterial hohe Hygieneanforderungen erfüllen und ausreichend Schutz vor Verschmutzung oder anderen Partikeln bieten. Gleichzeitig dürfen keine unerwünschten Wechselwirkungen mit Lebensmitteln entstehen. …“

Kunststofffolie zum Schutz vor „unerwünschten Wechselwirkungen“

Hm, ja welche Wechselwirkungen denn genau? Das stand da jetzt nicht so genau drin. Musste ich also noch mal nachfragen („Könnten Sie mir noch mal kurz erklären, warum Kunststoff überhaupt notwendig ist, um Pulver zu schützen?“) und erhielt diese Antwort:

„Diese Frage lässt sich nicht generell beantworten, da Pulver ein ziemlich undefinierter Begriff ist. So kann sich zum Beispiel ein hochempfindliches Produkt dahinter verbergen, das ohne Atmosphärenaustausch in der Packung nur wenige Tage haltbar wäre. Backpulver dagegen ist unempfindlich und wäre auch ohne Verpackung über einen längeren Zeitraum haltbar. Allerdings ermöglicht der Kunststoff den sicheren Verschluss des Beutels, der an den Kanten gesiegelt wird. Bei einem reinen Faltverschluss würde Pulver aus dem Beutel rieseln. Zudem verhindert die Kunststoffschicht, dass Flüssigkeit in den Beutel gelangt. Und das ist sehr wichtig, da das Produkt ansonsten sehr schnell verderben würde. Und zusätzlich verhindert die Kunststoffschicht in gewissem Maße den Geruchsübergang von außen nach innen und das Durchfetten von innen nach außen.“

Dr. Oetker will nachbessern

Aha, gut. Das habe ich jetzt verstanden.

In der E-Mail stand auch, dass nicht nur das Backpulver, sondern auch andere traditionellen Backartikel, wie beispielsweise Vanillin Zucker, Einmachhilfe oder Sahnesteif in Verbundmaterial aus Papier und einer Kunststoffschicht stecken. Diese Kunststoffschicht mache derzeit etwa 20 % der Verpackung aus. 20 Prozent! (Ich habe die Backpulvertütchen bislang immer ins Altpapier geschmissen.)

Immerhin: Dr. Oetker will seine Tütchen nachhaltig weiterentwickeln und plant eine Reduktion des Kunststoffanteils auf maximal 5 % bis Mitte 2022. Dann können sie tatsächlich auch im Altpapier entsorgt werden.

Was ist nicht verstehe, ist, warum die Konkurrenz ihre Produkte auch ohne Plastikhülle in den Handel bringen kann. Die Eigenmarke „Ja“ von Rewe zum Beispiel besteht komplett aus Papier. (Da habe ich extra noch mal nachgefragt!) und der Bioproduzent Biovegan verkauft sein Backpulver sogar in kompostierbaren Verpackungen. Dr. Oetker hat, was Nachhaltigkeit angeht, wohl noch etwas Nachholbedarf.

Eure Yvonne