Haushalt

Fragen von Zuschauern – Teil 80

Beschädigen die neuen Waschmaschinen wegen ihrer wassersparenden Programme die Wäsche? Auf (fast) alle Fragen rund um den Haushalt hat Hauswirtschaftsmeisterin und TV-Moderatorin Yvonne Willicks eine Antwort.

Yvonne Willicks

Sparprogramme – zu wenig Wasser in der Maschine?

Marc hat mir geschrieben, weil er mehr über meine Erfahrungen mit Energiesparprogrammen für Waschmaschinen wissen möchte.

Er schreibt:
„Es wird ja auf ein immenses Einsparen von Wasser und Strom gesetzt. Leider scheint dadurch der Verschleiß der Wäsche sehr stark zuzunehmen.“

Ihm ist das aufgefallen, weil er sich eine neue Waschmaschine gekauft hat. Den Testsieger von Stiftung Warentest. Nun stellt er mit Entsetzen fest, dass diese Maschine „auf die Dauer Wäsche zerstören wird. Selbst mit Wasser + Einstellung. Es entsteht sofort Pilling, vermehrte Fusselbildung und Ausfärbungen.“

Beschädigen wassersparende Programme die Wäsche?

Im Internet finden sich tatsächlich viele Beschweren von Verbrauchern über wassersparende Maschinen, die Wäsche beschädigen. Und zwar bei allen Herstellern. Marc schreibt weiter: „Ich glaube, es liegt an der Kombination sehr wenig Wasser, lange Laufzeit und mehr mechanischen Einsatz der Maschine. Im Vergleich zu meiner alten Maschine steht ja fast kein Wasser mehr in der Trommel.“

Er hat den Hersteller angeschrieben. Dieser verweist darauf, dass das Pilling in der Regel mit der Qualität der Wäsche zu tun habe und nicht mit der Menge des Wassers in der Trommel.

Wassersparendes Programm – Maschine gewechselt, Wäsche kaputt

Marc hält das nicht für ein stichhaltiges Argument, weil er ja nur die Maschine ausgetauscht hat und nicht seine Wäsche. Er schreibt: „Ich wasche seit zwanzig Jahren Wäsche. Das Einzige, was ich geändert habe, ist die Waschmaschine. Das Waschmittel ist identisch, die Dosierung halbiert, das Waschprogramm an das alte angelehnt und die Wäsche ist auch identisch. Dann ist es sehr unlogisch, dass bei der ersten Wäsche alles “stark abgenutzt” wird.“

Er war auch schon beim Händler, wo die Maschine gekauft wurde. Dort fühlte er sich abgewimmelt. Sowas habe man da noch nie gehört. Marc ist schwer enttäuscht: „Ich habe mir eine Waschmaschine für über 1000€ gekauft und wollte ein Premium Produkt für die Ewigkeit. Jetzt habe ich einen “Wäschefresser”.“

Beschädigungen durch Wassersparprogramme?

Lieber Marc,

vielen Dank für Deinen anschaulichen Bericht. Auch die links zu den Beschwerde-Blogs, die Du mitgeschickt hast, sind sehr interessant. Natürlich habe ich selber auch im Internet dazu recherchiert und viele Erfahrungsberichte von Kunden gefunden, die sich über die Waschergebnisse ihrer neuen Geräte beschweren. Viele sprechen – wie Du – über beschädigte Wäsche, Löcher, verstärktes Pilling. Im Prinzip ist der Gedanke, dass das mit mehr Mechanik während des Waschvorgang zusammen hängt logisch.

Der Sinnersche Kreis

Denn das Waschergebnis hängt von vier Parameter ab, die basierend auf den Untersuchungen des Chemikers Herbert Sinner, den Erfolg einer Reinigung bestimmen. Das Prinzip nennt sich der Sinnersche Kreis: Die Faktoren Zeit, Temperatur, Mechanik und Chemie sind unmittelbar voneinander abhängig und müssen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen, um ein gutes Reinigungsergebnis zu erzielen. Die Größe der Faktoren ist dabei veränderbar, lediglich die Gesamtsumme muss stets dieselbe ergeben.

Heißt übersetzt: Muss der Waschgang schnell gehen – wird also der Faktor Zeit verringert – kann eine höhere Temperatur oder eine intensivere Mechanik (mehr Umdrehungen) als Ausgleich wirken und somit dasselbe Waschergebnis erzielt werden. Wird mit niedriger Temperatur gewaschen (wegen der Energieeffizienz), wird das in der Regel durch eine längere Laufzeit ausgeglichen. Daher laufen die Programme der modernen Geräte so lange. Dass durch die lange Laufzeit und den sparsamen Einsatz von Wasser Wäsche schneller abgenutzt wird, scheint mir möglich zu sein. Marc beschreibt, dass man sieht, dass beim Waschen „fast kein Wasser in der Trommel ist.“

Einen Nachweis oder eine Untersuchung, die belegt das durch den sparsamen Einsatz von Wasser die Abnutzung der Wäsche stärker wird, liegt derzeit aber nicht vor. Auch bei Stiftung Warentest, Öko-Test und bei den Verbraucherzentralen bin ich dazu nicht fündig geworden.

Testsieger sorgt für Ärger

Im Gegenteil! Dein Hersteller hat auch im neuesten Test der Stiftung Wartentest wieder gewonnen. Seriensieger 4x in Folge. Mit den Noten „sehr gut“ und „gut“ in sämtlichen Prüfkategorien.

Bei der Stiftung Warentest schrieb man mir auf Nachfrage: „Die Wäscheschonung ist kein Prüfpunkt.“

Und weiter zur sogenannten „Schontrommel“ mit der der Hersteller wirbt: “Leider gibt es bisher keine standardisierten Prüfungen zu der ausgelobten Wäscheschonung durch spezielles Design der Wäschetrommel sprich Schontrommel. Mangels normierter Prüfverfahren hat die Stiftung Warentest probehalber einige Tests durchgeführt. Die Untersuchungen lassen keine Bewertung zu, es hapert vor allem an der Reproduzierbarkeit der Prüfergebnisse.” 

Auch Marc hatte die Stiftung Warentest angeschrieben, ob sein Problem dort bekannt sei. Die Antwort lautete ähnlich: „Diese (Prüfungen) haben allerdings noch keine brauchbaren Ergebnisse geliefert, die wir veröffentlichen könnten. Wir würden es gern testen, müssten aber umfassende Forschungen betreiben. Das hätte nicht tragbare Kosten zur Folge.“

Keine belegbaren Daten für Wäscheschäden

Sprich: Belastbare Daten gibt es zum Thema nicht. Also habe ich den Hersteller angeschrieben. Der antwortete mir folgendermaßen:

„Uns ist nicht bekannt, dass aus dieser Wasserreduktion ein Schaden an der Wäsche entstehen kann. Interne Untersuchungen bei uns haben sogar gezeigt, dass feuchte Wäsche weniger beansprucht wird als völlig durchnässte, „klitschnasse“ Wäsche.“

Der Hersteller legt besonders Wert auf die Schontrommel, die aufgrund ihrer wabenförmigen Struktur für höchste Wäscheschonung sorgen soll und in allen Geräten verbaut ist.

Hersteller schickt Techniker – ohne befriedigendes Ergebnis

Immerhin hat der Hersteller einen Techniker eingeschaltet, der sich Marcs Maschine kostenlos vor Ort angesehen hat. Das Ergebnis war aber ernüchternd. Marc berichtet:

„Es lief alles so, wie wir es uns vorgestellt haben. An der Maschine wurde kein Fehler festgestellt. (…) Zusammengefasst, man hätte sich das Ganze sparen können. Der Techniker war sehr nett. Er hat auch zugegeben, dass wenig Wasser ein Problem ist heutzutage, aber hat nix auf die Maschine kommen lassen.“

Er hat vom Techniker noch eine ausführliche Programmberatung erhalten und wird jetzt die Wäsche nach dessen Vorschlägen waschen „und sehen was passiert“.

Eine sehr unbefriedigende Situation für Marc. Aus meiner Sicht kann es nur am Waschprogramm liegen (eventuell verstärkt durch zu viel Wäsche in der Trommel), dass das Material so abgenutzt wird. Mit Daten belegen, lässt sich das aber nicht.

Eure Yvonne

Zu diesem Foto schreibt Marc: „Ein weiteres von einer schwarzen Boxershorts die Testweise mit in die helle Wäsche gewandert ist. Dort sieht man sehr gut, wie viel Abrieb sich in der Wäsche befindet. Es war kein Taschentuch dabei. ;-)“
Sichtbare Waschmittelreste in der Trommel.
📸 Beitragsbild Foto von engin akyurt auf Unsplash
Bilder der Wäsche und Waschmaschine von Marc