Der Ton im Netz gefällt mit nicht!
Liebe Leserinnen und Leser,
heute möchte ich mal über ein Thema schreiben, das abseits von Haushalt, Einkauf und Co. liegt, aber dennoch meinen und vielleicht auch euren Alltag betrifft und auch beeinträchtigt. Es geht um den Ton hier im Netz, um digitale Gewalt. Ehrlich gesagt, bin ich schon eher überrascht, dass meine Person und meine Alltagsthemen so viel Wut, Respektlosigkeit und Hass auslösen. Wie geht es wohl den Menschen, die sich für politische, humanitäre oder andere kontrovers diskutierte Themen engagieren? Wenn mir schon so viel Hetze begegnet, wie lesen sich ihre Kommentare? Ich mag es mir gar nicht vorstellen.
Fiese Kommentare zu Facebook-Post
Besonders viel Häme und Beleidigungen erhielt ich neulich, als ich im Garten gestochen wurde. Entweder war es eine Kriebelmücke oder eine Grasmilbe, jedenfalls wollte ich das Schwarmwissen des Internets nutzen und habe bei Facebook einen Aufruf gestartet. Was dann auf meinem Account passiert ist, hat mich getroffen und wütend gemacht. Unter anderem folgende Kommentare habe ich erhalten. „Alt geworden schrecklich“, „Frau Weidel. Ich freue mich zu sehen, dass sie auf ihrem Privat Account ihr wahres links-grün versifftes Gesicht zeigen.“ Oder „Sorry, Menschen mit Thermomix kann man nicht ernst nehmen.“
Leute, ich hatte echt Schmerzen im Bein und dann das???
Hass im Netz – unbedacht oder ernsthaft böse?
Ich frage mich ernsthaft, was mit den Menschen, die mir sowas schreiben, eigentlich los ist. Was soll das? Muss der im Alltag angestaute Frust raus? Wird unbedacht in die Tastatur gehauen? Oder sind diese missgünstigen, gemeinen und zynischen Kommentare wirklich ernst gemeint? Wollen sie mich verletzen und beleidigen? Und wenn ja, wieso bin ich – also jemand, den keiner der Kommentatoren persönlich kennt – der Adressat für so viel Bösartigkeit? Es gab vor vielen Jahren mal eine sensationelle Reportage im Spiegel, in der Renate Künast von den Grünen zu den Menschen hingefahren ist, die über sie böse Kommentare geschrieben haben und gegen sie gehetzt haben. Frau Künast hat an deren Haustür geklingelt und sie mit ihren eigenen Kommentaren konfrontiert. Es stellte sich raus, dass die meisten „es nicht so gemeint hätten“ oder nicht geglaubt haben, dass es bei Frau Künast persönlich ankommt. Da muss ich mich schon fragen, in welcher Welt lebt so jemand, der sich dann feige aus der Verantwortung zieht? Nach dem Motto: „Ich wusste nicht, dass es ankommt?“ Wo soll ein bösartiger Kommentar denn sonst ankommen, wenn er klar adressiert ist? Im Nirvana?
Mimimi wenn es öffentlich wird
Nachdem ich die fiesen Kommentare zu meinen Stichen in einem weiteren Post öffentlich gemacht habe, musste ich mich auch mit den Verfassern auseinandersetzen. Ihre Kommentare seien nicht so gemeint gewesen, das war nur Spaß, schrieben sie mir, und es kam die Frage auf, warum ich ihre Namen beim Repost nicht geschwärzt hätte? Da frage ich mich, wieso sollte ich? Wer mich öffentlich mit Klarnamen beleidigt, sollte doch dazu stehen oder kapiere ich hier irgendwas nicht? Macht euch auf dem entsprechenden Facebook-Post einfach selber ein Bild, ob ihr Ansicht seid, dass das lustig gemeint gewesen sein könnte und ich hier überreagiere.
Hier geht es zu dem Video samt aller Kommentare:
https://www.facebook.com/willicks/videos/591505593160837
Viel Zuspruch nach Veröffentlichung von Hass-Posts
Eigentlich bekomme ich nur positive Rückmeldungen, wenn ich solche respektlosen Äußerungen öffentlich mache. (Es ist ja nicht das erste Mal.) Marion zum Beispiel schreibt: „Nicht ärgern über dumm, freche Leute. Da stehen wir doch drüber“ oder Andreas „Ich bin sprachlos“. Isabell schreibt: „Unfassbar, man kann nur mit dem Kopfschütteln, was manche Leute ungefragt von sich geben“. Das freut mich, denn ich merke, mein Kompass funktioniert noch ganz gut und der respektlose Ton im Netz ist nicht das „neue Normal“. Das gibt mir Hoffnung.
Reißt Euch mal zusammen!
Jeder hat das Recht auf freie Meinungsäußerung! Aber dazu gehört auch die Verantwortung für die eigene Meinung zu übernehmen, egal ob von Angesicht zu Angesicht oder im Netz. Jeder sollte das schreiben dürfen, was er denkt und meint, aber auch den Arsch in der Hose haben, das dem Gegenüber ins Gesicht zu sagen. Das Argument, fiese Kommentare seien ja nur „anonym ins Netz“ gesendet worden, zählt für mich nicht, denn Anonymität gibt es im Netz nicht. Das gilt sowohl für den Adressaten als auch für den Absender. Wir sind digital vernetzte Menschen und oft nur durch das Internet miteinander verbunden, aber wir sind immer noch Menschen und so sollten wir auch miteinander umgehen. Mit mehr Wertschätzung und Respekt.
Eure Yvonne
Personen gefällt das.
