Aktuelles

Plastikmüll

Mikrofaser und Mikroplastik – lange waren Putzmittel und Putzgeräte ohne Mikroplastik kaum mehr denkbar. Doch angesichts wachsender Müllberge und zunehmender Verbreitung von Mikroplastik in der Umwelt, gibt es ein Umdenken. Endlich, findet Yvonne Willicks, TV-Moderatorin und Hauswirtschaftsmeisterin. Die Plastikflut ist ein globales Umweltproblem, dass dringend gelöst werden muss – und Verbraucher müssen dabei Druck machen.

Yvonne Willicks

Kleiner Schock am Nachmittag

Neben meinem wunderschönen und AAA+++-umweltfreundlichem Straußenfeder-Staubwedel, habe ich noch einen alten, blauen Staubwedel aus Kunstfasern. Der funktioniert eigentlich auch noch ziemlich gut. Das Prinzip der Wedel ist ja die Elektrostatik. Durch die spezielle Struktur der Fasern (und auch der Straußenfeder) wird Staub angezogen und festgehalten. Im Freien wird der Staub dann ausgeschüttelt. Mit so einem Wedel kann man schnell mal über eingestaubte Flächen, Ecken oder Kanten gehen und schon ist alles wieder schön sauber. Total praktisch! Ich also neulich am wedeln, mit dem alten Wedel, weil der Straußenwedel gerade nicht greifbar war. Alles schön staubfrei gemacht, gehe ich mit dem Teil in den Garten, um es auszuschütteln. Ich fange also an zu schütteln – und sehe mit Entsetzen, wie lauter minikleine-blaue Teilchen durch die Luft fliegen. Mikrofaser!

Umweltsünde Mikrofaser – besser drauf verzichten!

Vermutlich war der Wedel so alt, dass er sich langsam aufgelöst hat. Ich habe ihn sofort in den Müll geschmissen. Und ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Denn Mikrofaser gehören wirklich zu den schlimmsten Umweltsünden. Ihr wisst ja, ich habe Mikrofasertücher geliebt, mich aber wegen des Eintrags von Mikroplastik in die Natur beim Waschen schweren Herzens davon verabschiedet.

Den Blogpost findet Ihr hier: https://www.yvonnewillicks.de/2019/08/23/mikrofasertu%CC%88cher/

Müllkippe Meer

Wissenschaftler haben Mikroplastik auf der ganzen Welt gefunden: In den Alpen, in den Wüsten Afrikas, im Dschungel Südamerikas, sogar im arktischen Schnee. Allein in den Böden der Weltmeere lagern neuen Schätzungen zufolge bis zu 16 Millionen Tonnen Mikroplastik. Australische Wissenschaftler hatten mehrere Kilometer vor der Küste Australiens mithilfe eines Roboter-U-Boots Proben aus dem Meeresboden gesammelt. Bis zu 3000 Meter tief gingen die Bohrungen. Bis zu 14 Plastikteile pro Gramm Sediment konnten sie finden. Das ist bis zu 25-mal mehr als erwartet. Anhand dieser Werte errechneten die Forscher, wie viel Plastik die Meeresböden verschmutzt. Ihr Ergebnis: 9 – 16 Millionen Tonnen. Eine unvorstellbare Menge. Und das sind nur die unsichtbaren Plastikpartikel im Meeresboden, da sind die im Wasser und auf der Meeresoberfläche schwimmenden Plastikteile gar nicht mit eingerechnet. Laut Schätzungen der Weltnaturschutzunion (IUCN) landen übrigens jedes Jahr etwa 8 Millionen Tonnen zusätzlich in den Weltmeeren.

Hier der link: https://www.iucn.org/resources/issues-briefs/marine-plastics

Der Nabu geht von zehn Millionen Tonnen aus.

Hier der Link: https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/muellkippe-meer/index.html

Der WWF rechnet sogar mit bis zu 12,7 Millionen Tonnen, die jährlich in unsere Ozeanen gelangen.

Hier ist der Link: https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/plastik/unsere-ozeane-versinken-in-plastikmuell/plastikmuell-im-meer-die-wichtigsten-antworten

Was tun gegen Plastikmüll? Am besten darauf verzichten!

Gut, die Mikroplastik-Partikel, die bereits in den Wälder, Meeren, Böden usw. lagern, können wir Normalos so schnell nicht entfernen. Wir können aber dafür sorgen, dass es nicht noch mehr wird. Viele Verbraucher – und ich auch – boykottieren Produkte mit Mikroplastik! Viele Kosmetik- und Reinigungshersteller versehen ihre Waren bereits mit Hinweisen, dass kein Mikroplastik enthalten ist. Das macht Verbrauchern die Entscheidung gegen Mikroplastik deutlich leichter. Ich verzichte außerdem auf Mikrofasertücher- und Schwämme und Funktionskleidung aus Mikrofasern. Ich kaufe, obwohl es schwer ist, fast ausschließlich Klamotten aus Naturfasern, da die größte Menge Mikroplastik durch die Kleiderwäsche in die Umwelt gelangt. Außerdem versuche ich insgesamt Plastik zu vermeiden. Ich habe beispielsweise immer einen Einkaufsbeutel dabei. Schon länger praktiziere ich außerdem die Strategie: Ich kaufe nur soviel, wie ich mit meinen Mitteln tragen kann – und das ist nicht viel, wenn ich den Beutel vergessen habe …

Verbraucher sind stark und mächtig

Wichtig zu wissen: Wir sind nie ohnmächtig einer Sache ausgeliefert. Wir können gemeinsam viel bewirken. Wenn wir als Verbraucher bestimmte Produkte nicht mehr kaufen, dann verschwinden die irgendwann vom Markt, weil sich die Herstellung für die Unternehmen nicht mehr lohnt. So geschehen bei Käfigeiern oder bei Zahnpasta mit Mikroplastik, die gibt es bei uns nicht mehr. Manchmal muss aber auch der Gesetzgeber einschreiten, um eine wirkliche Änderung herbei zuführen. Dazu habe ich neulich was Spannendes gelesen, über das Ozonloch. Das ist nämlich ordentlich geschrumpft, dank dem Montreal-Protokoll von 1987, bei dem sich alle 197 Staaten der Vereinten Nationen auf das Verbot von FCKW geeinigt hatten. Seit etwa 20 Jahren wird der Ozonkiller Nr. 1 weltweit – zumindest offiziell – gar nicht mehr hergestellt. Seit der schrittweise Reduktion und schließlich dem Verbot verkleinert sich das Ozonloch stetig. Es bildet sich zwar noch immer jedes Jahr auf der Südhalbkugel. Aber insgesamt erholt sich die Ozonschicht – langsam aber stetig.

Plastikvermüllung geht alle an!

Das nächste globale Umweltproblem, das schnellstmöglich gelöst werden muss ist die Plastikflut. Und so wie wir im Kleinen sollten auch die Politiker hier ihre Hausaufgaben machen. Mit dem Verbot von Einwegplastik ab dem kommenden Jahr geht die EU schon mal einen Schritt in die richtige Richtung. Und es gibt viele Länder, die bereits Initiativen zur Plastikvermeidung gestartet haben. Aber nationale Initiativen reichen nicht aus. Damit unsere Kinder und Enkel in Zukunft nicht auf einer Plastik-Müllhalde leben müssen, bedarf es wieder einer gemeinsamer globalen Anstrengung. So wie damals 1987 in Montreal.

Eure Yvonne