Yvonnes Tipps

Fragen von Lesern und Zuschauern – Teil 43

Warum sitzen Kleider-Etiketten im Nacken? Wie bekomme ich die Reste aus den Packungen? Wie umweltfreundlich sind umweltfreundliche Verpackungen? Auf (fast) alle Fragen rund um den Haushalt hat Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks eine Lösung. In ihrem Blog beantwortet die TV-Moderatorin die Zuschriften ihrer Leser und Zuschauer.

Yvonne Willicks

Warum sitzen Kleider-Etiketten im Nacken?

Eine interessante Zuschrift zum Thema Kleidung habe ich von Marianne erhalten. Darin heißt es: „Können Sie mir sagen warum viele Firmen (Bekleidung) ihre Label unbedingt im hinteren Halsbereich (Nacken) befestigen müssen? Gerade bei T-Shirts oder Pullovern führt das doch sehr häufig zu Juckreiz. Die Label sind häufig so mit den Rändern verbunden, dass das Entfernen nicht gelingt, beziehungsweise zur Beschädigung des Teils führt. (…) Ist doch völliger Unsinn. Könnte doch auch dort platziert werden, wo die Waschanleitungen sind. Ein Werbeeffekt kann ich mir nicht vorstellen, da es ja innen am Kleidungsstück ist.

Liebe Marianne,
tatsächlich habe ich mich auch schon über die Platzierung der Etiketten geärgert, mir aber bislang nie die Frage gestellt, warum sie ausgerecht am Hals befestigt sind. Meine Internet-Recherche hat kein konkretes Ergebnis ergeben. Zwar ist die Kennzeichnung von Textilien ziemlich detailliert im EU-Recht geregelt. Da geht es aber vor allem um Faserarten, die Zusammensetzung von Stoffen und darum, dass diese Angaben leserlich und verständlich für die Kunden sind.

Wer sich dafür interessiert kann die Verordnung hier runterladen:

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32011R1007

Das deutsche Textilkennzeichnungsgesetz gibt es hier:

http://www.gesetze-im-internet.de/textilkennzg_2016/

Nicht näher definiert wird allerdings, wo welche Etiketten angebracht werden müssen. Da die längeren Etiketten mit den Waschanleitungen und der Zusammensetzung der Stoffe oft in den Seiten von Pullovern, T-Shirts und Kleidern ziemlich versteckt vernäht werden, und lediglich die Markennamen – und oft auch die Größenangaben – im Kragen angebracht werden, liegt die Vermutung nahe, dass Hersteller damit ihre Marke bewerben wollen. Denn sowohl, wenn die Kleider oder Pullis an Bügeln hängen als auch, wenn sie zusammengelegt im Regal liegen: Das Markenlogo ist immer deutlich sichtbar. Ein kostenloses Branding also, wenn auch eher subtil. Die Größenangabe direkt neben dem Logo ist dabei auch nicht unvorteilhaft, denn da guckt schließlich jeder Kunde drauf 😉

Von mir aus sollen die Hersteller ihre Etiketten anbringen, wo sie den besten Nutzen für sie haben. Aber ärgerlich ist es, wenn sie sich kaum entfernen lassen. Oft ist das Etikett ja mit der Naht so fest verbunden, dass es schwer ist, es ohne Beschädigungen abzulösen.

Wie umweltfreundlich sind umweltfreundliche Verpackungen?

Florian möchte gerne mehr über neuartige „nachhaltige“ Verpackungen wissen. Er schreibt:

Beim Einkaufen, insbesondere bei Biolebensmitteln, stoße ich immer wieder auf neuartige Verpackungen, die anmuten wie Papier, (…) sich dann aber als Plastik, oder Mehrschichtmaterial ungeklärter Art erweisen. Ich stehe dann vor dem Entsorgungsproblem und sehe nicht immer Hinweise im Kleingedruckten und schwanke zwischen den verschiedenen Tonnen. Recycling? Papier? Hausmüll? Wo bio drin ist, sollte auch bio drum sein und nicht etwas vielleicht viel komplizierter zu recycelndes oder aus Unwissenheit der Verbraucher falsch entsorgtes Material.“

Lieber Florian,
da bin ich voll bei Dir – und auch die Verbraucherzentrale und selbst die sonst eher behäbige EU-Kommission sehen hier Handlungsbedarf.

Zum Thema „angeblich umweltfreundliche Verpackungen“ habe ich neulich erst einen Post verfasst. Den findet Ihr hier:

Link zu Blog Greenwashing: https://www.yvonnewillicks.de/2021/05/17/greenwashing/

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat sechzig angeblich besonders umweltfreundlichen Verpackungen untersucht und festgestellt, dass diese oft gar nicht so nachhaltig sind, wie sie gerne glaubend machen wollen. Zum Beispiel die Milchtüte, die im Papierlook daherkommt, ich echt aber in normalem Verbundstoff steckt.

Die Untersuchung der Verbraucherzentrale findet Ihr hier: https://www.verbraucherzentrale.nrw/pressemeldungen/presse-nrw/gruene-verpackungen-oft-undurchsichtig-53630

„Greenwashing“ nennt man das, wenn Produzenten versuchen mit angeblich besonders umweltfreundlichen Verpackungen ihren Produkten ein nachhaltiges Image zu verpassen. Dabei werben sie meistens nur mit Selbstverständlichkeiten. „Leicht zu recyceln“ zum Beispiel muss jede Verpackung sein. Das ist gesetzlich so vorgeschrieben. Besser als eine Verpackung, wo nix draufsteht, ist die „leicht zu recycelnde“-Packung also nicht. Auch die EU-Kommission und nationale Verbraucherschutzbehörde haben Werbesprüche zu Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit von europäischen Herstellern überprüft. Nach ihrer Untersuchung, sind in 42 Prozent der Fälle die umweltbezogenen Angaben übertrieben, falsch oder irreführend waren. In mehr als der Hälfte war die Richtigkeit dieser Angaben für Verbraucher nicht zu überprüfen. Nun arbeitet die EU-Kommission an einer Verordnung, die diese ökologische Schönfärberei verhindern soll.

Aus meiner Erfahrung sind die Verpackungen entweder Verbundstoffe, also Material mit mehreren Schichten zum Beispiel Getränkekartons (außen Papier, innen Plastik), Plastik wie Folien und feste Plastikverpackungen. Diese gehören alle in die Gelbe Tonne. Im Bioladen gibt es zunehmend auch Verpackungen, die kompostierbar sind, zum Bespiel für Salat. Die kommen dann in den Biomüll. Und die Obsttüten aus Papier gehören natürlich in den Papiermüll. Bei angeblich besonders nachhaltigen Verpackungen immer aufs Kleingedruckte achten. Meist wird man auf der Verpackung schon schlau, wenn nicht, ruhig mal im Netz auf der Herstellerseite recherchieren. Der beste Müll ist aber der, der gar nicht erst entsteht. Im Mehrweg-Obstnetz könnt Ihr beispielsweise loses Obst für den Weg nach Hause perfekt verpacken.

Wie bekomme ich die Reste aus den Packungen?

Sabine hat mir zum ewig leidigen Thema Resteentleerung einen Brief geschrieben. Das ist etwas, über das ich mich auch immer wieder aufs Neue ärgere. Sie schreibt:

„Es nervt mich immer wieder, dass sich auf dem Kopf stehende Flaschen nicht komplett leeren lassen. Sei es die Remouladensauce, sei es meine Haarkur. Mit dem Finger oder einem Messer oder ähnlichen Hilfsmitteln lässt sich noch einiges des Inhalts gewinnen. Für den Kunden ein Verlust, für den Produzenten oder den Händler ein Gewinn. Änderung möglich?“

Liebe Sabine,
dieses Thema begleitet mich schon meine gesamte Hauswirtschaftskarriere. Wie viele Hersteller ich schon angefragt habe, kann ich gar nicht zählen. Bei der richtigen Lagerung sei eine Entleerung problemlos möglich, hieß es meistens. Man müsse nur den Deckel abschrauben und schon kommt alles raus! Wenn es so einfach wäre. Außerdem passen Ketchup-Flaschen stehend nicht in jeden Kühlschrank, aber das nur nebenbei. Aus einer „leeren“ Ketchup-Flasche haben wir für einen Fernsehbeitrag noch 30 Gramm Inhalt herausholen können, das ist eine Portionsgröße. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat 2016 herausgefunden, dass in „leeren“ Zahnpastatuben bis zu 14 Prozent Zahnpasta steckt!

Für einen Fernsehbeitrag haben Studierende des Studiengangs Produktdesign an der Fachhochschule Münster für uns verbraucherfreundliche Alternativen erarbeitet. Zum Beispiel ein Schieber zum einfachen Entleeren von Creme-Tuben oder eine aufreißbare Packung, bei der auch von innen die letzten Cremetropfen heraus gewischt werden können. Genial auch: Das Etikett einfach anders herum auf die Flasche zu kleben. So ist für Verbraucher deutlich, dass das Produkt auf dem Kopf, also auf dem Deckel, stehen muss. Leider habe ich seitdem keine der Ideen in den Geschäften entdeckt. Offenbar haben die Hersteller kein Interesse daran, dass ihre Verpackungen komplett entleert werden.

Eure Yvonne

📷 Bilder:
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Zahnpasta von Content Pixie auf Unsplash