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Zucker Teil 1

Zucker gehört als Kohlenhydrat zu den Grundnährstoffen, die der Körper braucht. Allerdings essen wir Deutschen viel zu viel Zucker und vor allem den Falschen. Mehr weiß TV-Moderatorin und Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks.

Yvonne Willicks

Zu viel Zucker ist ungesund – aber lecker!

Es gibt zwei Arten von Menschen. Die, die eher auf Zucker stehen und die, die Salziges bevorzugen. Ich nehme an, das ist genetisch bedingt. Jedenfalls war es bei meinen Kindern schon von klein an klar, wer zu welcher Kategorie gehört. Ich gehöre zu denen, die sehr gerne Süßes essen und das bedeutet leider ein lebenslanger Kampf mit dem Appetit. Denn damit mein Zuckerkonsum nicht überhandnimmt, muss ich mich immer zügeln. Eigentlich könnte ich jeden Tag Kuchen, Kekse und Co. naschen. Mache ich aber natürlich nicht, ist ja viel zu ungesund! Ich habe auch schon mal ein paar Wochen ganz auf Zucker verzichtet (zur Fastenzeit). Das Interessante: Die Gier nach Süßem lässt nach, wenn man ihr nicht nachgibt. Naja, dauerhaft nix Süßes zu essen, ist ja aber auch keine Lösung. Meiner Meinung nach geht es um ein gesundes Mittelmaß.

Zum Thema Zucker habe ich hier schon mehrmals was geschrieben.

Zum Beispiel hier: https://www.yvonnewillicks.de/2019/02/08/zucker-raus-aus-babyprodukten-endlich/

Oder hier: https://www.yvonnewillicks.de/2019/05/10/die-lebensmittelampel-kommt-danone-und-iglo-setzen-auf-nutri-score/

Warenkunde Zucker – Einfach- und Zweifachfachzucker zum Süßen

Zucker gehört zur Gruppe der Kohlenhydrate. Neben Fett und Proteinen sind das die drei Grundnährstoffe, die der Körper existentiell benötigt. Kohlenhydrate bestehen aus Zuckermolekülen in verschiedener Art und Anzahl. Es gibt Ein-, Zwei- und Mehrfachzucker. Einfachzucker schmecken besonders süß. Sie bestehen aus einem Molekül und bilden das Grundgerüst für Zwei- und Mehrfachzucker. Glukose (Traubenzucker) und Fruktose (Fruchtzucker) sind Einfachzucker. Haushaltszucker (Saccharose) ist Zweifachzucker. Er besteht aus den zwei Einfachzuckern Fruktose und Glukose. Haushaltszucker wird als normaler Rieselzucker, Hagelzucker, Puderzucker, Kandis und Würfelzucker angeboten. Gewonnen wird Haushaltszucker aus Zuckerrübe oder Zuckerrohr.

Mehrfachzucker – nicht so süß, aber gesund

Je länger die Zuckerketten werden, desto weniger süß ist der Geschmack. In vielen natürlichen Nahrungsmitteln wie Getreide oder Hülsenfrüchten kommt Mehrfachzucker vor. Der wichtigste Mehrfachzucker ist Stärke. Sie wird in Wurzeln, Knollen und Samen von Pflanzen eingelagert. Ein-, Zwei- und Mehrfachzucker schmecken nicht nur verschieden süß, sondern wirken sich auch unterschiedlich auf den Körper aus. Damit unser Gehirn und unsere Muskeln funktionieren können, brauchen Sie Zucker. Allerdings können sie nur Einfachzucker als Energiequelle nutzen.

Schnelles High und schnelles Down mit Einfachzucker

Mehrfachzucker muss der Köper erst durch einen langwierigen Stoffwechselprozess in Einfachzucker umwandeln. Einfachzucker hingegen gelangt sehr viel schneller ins Blut und kann direkt verwertet werden. Das bedeutet: Bei kurzkettigen Zuckern wie dem Haushaltszucker schießt der Blutzucker schnell in die Höhe und flacht ebenso schnell wieder ab. Die Folge: Der Hunger setzt schnell wieder ein. Bei den langkettigen Zuckern verläuft der Prozess langsamer und schonender für den Körper. Dieser Zucker, den man vorwiegend in Gemüse findet, hält also länger satt.

Zuviel Zucker macht krank

Zuviel Zucker schadet der Gesundheit, darin ist sich die Wissenschaft einig. Denn zu viel Zucker führt zu Übergewicht, Diabetes, Stoffwechselstörungen, Karies und vielen anderen Krankheiten. Deswegen empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht mehr als 5 Prozent des täglichen Energiebedarfs in Form von „freiem Zucker“ zu sich zu nehmen. Das entspricht ca. 25 Gramm Zucker. Das ergeben ca. 100 kcal pro Tag für einen Erwachsenen – für Kinder wird nur die Hälfte empfohlen.

Hier zum Nachlesen:

https://www.who.int/publications/i/item/9789241549028

Versteckter Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln

Unter „freiem Zucker” versteht man den Zucker, der Lebensmitteln zugesetzt wird (z.B. in Fertigprodukten) und nicht schon von Anfang an enthalten ist, wie in Obst oder Milch. Viele Verbrauchern ist nicht klar, wie viel freien Zucker sie täglich zu sich nehmen. Durchschnittlich isst jeder Deutscher 100 Gramm Zucker pro Tag. Das ist vier Mal so viel, wie die WHO empfiehlt. Der Grund: In vielen industriell hergestellten Lebensmitteln versteckt sich Zucker, den wir dort gar nicht erwarten, z.B. in Tomatensauce oder Brot. Ketchup zum Beispiel besteht etwa aus einem Viertel Zucker. Für Lebensmittelproduzenten ist Zucker ein günstiger und wichtiger Geschmacksstoff, zusätzlich hat er eine konservierende Wirkung und sorgt für eine gute Konsistenz von Produkten. Eine ideale Zutat also. Allein wegen des Zuckergehalts lohnt sich deshalb immer ein Blick auf die Nährwerttabelle. Damit lässt sich eine 150-Gramm-Erdbeerjogurt-Nachtisch mit 20 Gramm Zucker schnell als Süßkanone enttarnen, die allein schon fast die WHO-Tagesempfehlung erreicht.

Mehr Infos zu verstecktem Zucker hat die Verbraucherzentrale NRW zusammengestellt:

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/zucker-und-zuckerersatz-so-erkennen-sie-suessmacher-in-lebensmitteln-11552

Zuckerfallen entlarven – Zucker „tarnen“ leichtgemacht

Um hohe Zuckermengen zu tarnen, verwenden Hersteller oft mehrere Zuckerarten in geringeren Mengen, damit sie Zucker nicht an die erste Stelle der Zutatenliste schreiben müssen. Clever, oder? Die Endung -ose gibt meist einen Hinweis auf Zucker. Auch vermeintlich natürlich klingende Namen wie „Traubensüße“ oder „Apfelsüße“ tragen zum hohen Zuckeranteil bei. Auch alle Sirupe wie Fruktose- oder Glukose-Sirup sind nichts anderes als Zucker.

Zuckerfallen entlarven – Portionen kleinrechnen

Auch „weniger süße“ Produkte enthalten oft viel Zucker. Denn sie sind nur im Vergleich zu ähnlichen Produkten XX Prozent „weniger süß“ und enthalten trotzdem bis zu 50 Prozent Zucker. Viele Hersteller rechnen die Gehalte an Fett, Zucker und Salz auch mit einem ganz einfachen Trick klein, nämlich in dem sie die Portionsgrößen verringern. Denn neben der Ausweisung pro 100 Gramm, werden auch die Nährwerte pro Portion in der Nährwertabelle angegeben. Und je kleiner der Hersteller die Portion bemisst, desto geringer wirkt der Anteil des Lebensmittels an der täglichen Gesamtmenge Zucker. Gibt ein Hersteller auf einer handelsüblichen Müslipackung an, eine Portion enthalte lediglich 9 Gramm Zucker, so gilt diese Angabe aber nur für die vom Hersteller bemessene Portionsgröße von z.B. 40 Gramm.

Und dass das keine normale Frühstücksportion ist, könnt Ihr hier nachlesen:

https://www.yvonnewillicks.de/2018/09/04/mogelpackung-portionsgroesse-davon-wird-doch-keiner-satt/

Eure Yvonne

📸 Beitragsbilder:
Zuckerwürfel von Mae Mu auf Unsplash
Donuts von cottonbro auf Pexels
Sandwich mit Ketchup von Daria Nepriakhina auf Unsplash